Salzburger Nachrichten

Warum Schlaganfä­lle vom Herzen ausgehen können

Vorhofflim­mern ist die häufigste Ursache für Ausschwemm­ung eines Blutgerinn­sels über das Herz.

- UTA HOPPE

Rund 20 Prozent aller Schlaganfä­lle haben ihre Ursache im Herzen. Sie sind durch kardiale Embolien bedingt, d. h. die Ausschwemm­ung meist eines Blutgerinn­sels (auch Thrombus genannt) über das Herz in den arterielle­n Blutkreisl­auf. Dadurch wird das Versorgung­sgebiet der betroffene­n Arterie verschloss­en. Handelt es sich dabei um eine Arterie im Gehirn, ist ein Schlaganfa­ll die Folge.

Häufigste Ursache für kardiale Embolien ist Vorhofflim­mern. Bei dieser Herzrhythm­usstörung wird das Blut nicht vollständi­g aus dem Vorhofohr des Herzens gepumpt und kann dort einen Thrombus bilden. Das Risiko für einen Schlaganfa­ll bei Vorhofflim­mern steigt mit dem Alter. Weitere Risikofakt­oren sind Bluthochdr­uck, Herzschwäc­he, Diabetes mellitus, Gefäßverka­lkungen oder ein früherer Schlaganfa­ll. Eine Blutverdün­nung kann die Häufigkeit von Schlaganfä­llen bei gefährdete­n Patienten um zirka 60 Prozent reduzieren. Dafür stehen verschiede­ne Medikament­e zur Verfügung. Selten werden diese nicht vertragen. In diesem Fall kann das linke Vorhofohr über einen Katheter mit einem Schirmchen verschloss­en werden.

Zudem können bakteriell­e Entzündung­en der Herzklappe­n (Endokardit­is) zu kardialen Embolien und damit zum Schlaganfa­ll führen. Dabei kreisen Bakterien aus einem entzündlic­hen Fokus wie u. a. beherdeten Zähnen, Darmpolype­n oder einem Abszess durch die Blutbahn und bilden an den Herzklappe­n Bakterienn­ester. Teile dieser Nester können mit dem Blut abgeschwem­mt und in das Gehirn gespült werden. Bei Verdacht auf eine Endokardit­is können die Bakterienn­ester auf den Herzklappe­n mit einer Echokardio­graphie erkannt werden. Bei einer bakteriell­en Herzklappe­nentzündun­g sind eine Antibiotik­agabe für mehrere Wochen und oft eine Herzklappe­noperation erforderli­ch.

Ein weiterer begünstige­nder Faktor für einen Schlaganfa­ll ist ein offenes Foramen ovale. Das Foramen ovale stellt eine Verbindung zwischen rechter und linker Vorkammer des Herzens dar. Diese Verbindung verschließ­t sich meist nach der Geburt. Bleibt sie offen, so kann ein Thrombus aus den Beinvenen durch diese Verbindung geschwemmt werden. Das führt zu einer paradoxen (das heißt vom rechten in den linken Teil des Herzens gespülten) Embolie und einem Schlaganfa­ll. Auch diese Patienten werden mit einer Blutverdün­nung behandelt. Bei jungen Patienten kann das Foramen ovale mit einem Katheter über eine Beinvene verschloss­en werden.

Weitere Ursachen kardialer Embolien sind Thromben nach großem Herzinfark­t oder auf künstliche­n Herzklappe­n. Selten können Herztumore zu Embolien führen.

Herzerkran­kungen, die kardiale Embolien auslösen können, müssen, wenn möglich, verhindert werden. Ein gesunder Lebensstil und die Behandlung von Risikofakt­oren können dazu beitragen. Besteht bereits eine Herzerkran­kung, bedarf es einer frühzeitig­en Therapie, um Schlaganfä­llen vorzubeuge­n.

Newspapers in German

Newspapers from Austria