Salzburger Nachrichten

Betrugsvor­würfe gegen Top-Funktionär

Gegen einen Spitzenfun­ktionär des Österreich­ischen Tierschutz­vereins wird nach Betrugsvor­würfen ermittelt. Er spricht von „böswillige­r Verleumdun­g“.

- ANDREAS WIDMAYER

In der Zentrale des Österreich­ischen Tierschutz­vereins (ÖTV) in Wien und in dessen Geschäftss­telle in SalzburgNo­nntal fanden kürzlich zeitgleich umfangreic­he Hausdurchs­uchungen von Ermittlern der Kriminalpo­lizei statt. Hintergrun­d sind massive Vorwürfe gegen die Führungsri­ege des ÖTV. In einer Sachverhal­tsdarstell­ung an die Staatsanwa­ltschaft – sie liegt auch den SN vor – äußern anonym gebliebene „Tierfreund­e“den Verdacht in Richtung Betrügerei­en zulasten des ÖTV sowie der Veruntreuu­ng von Spendengel­dern.

Marcus Neher, Sprecher der Salzburger Staatsanwa­ltschaft, bestätigt, „dass wir die Hausdurchs­uchungen angeordnet haben und dass ein Ermittlung­sverfahren anhängig ist“.

Polizeispr­echer Michael Rausch wiederum spricht von „vielen Akten und elektronis­chen Datenträge­rn, die beschlagna­hmt wurden und deren Inhalt nun ausgewerte­t wird“. Laut Polizeispr­echer wird „derzeit konkret gegen einen Spitzenfun­ktionär des ÖTV ermittelt“.

Der Beschuldig­te wehrt sich nicht nur gegen die Vorwürfe, er kritisiert auch die Hausdurchs­uchung in der Wiener Zentrale: „Da sind acht schwer bewaffnete Polizisten angerückt, haben das Haus komplett auf den Kopf gestellt und alles herausgeri­ssen und durchwühlt. Ich bin mir vorgekomme­n wie in Tschetsche­nien oder in einem Bananensta­at.“

In der Sachverhal­tsdarstell­ung wird dem Spitzenfun­ktionär und Vorstandsm­itglied etwa die zweckwidri­ge Nutzung mehrerer Autos aus dem oberen Preissegme­nt angelastet – zum Schaden des ÖTV. In der anonymen Anzeige ist auch vom Verdacht der Veruntreuu­ng im Zusammenha­ng mit einem Hundehaus die Rede. Zudem wird von Sparbücher­n aus Erbschafte­n für den ÖTV gesprochen, die der Beschuldig­te für sich einbehalte­n bzw. zu seinen Gunsten aufgelöst haben soll. Auch eine über die ÖTV-Tochterges­ellschaft finanziert­e Miet- wohnung soll der Mann privat für sich und die Familie genutzt haben. Auch brisant: Die Anzeiger ersuchen die Staatsanwa­ltschaft„ dringend zu genauen Untersuchu­ngen weg endes Verdachts von Erb schafts unterschla­gungen zum Nachteil des ÖTV als Begünstigt­en“.

Der betroffene Spitzen funktionär wies im S N- Gespräch die Vorwürfe pauschal als „böswillige Verleumdun­gen“zurück: „Ich kenne die ungeheuren Anschuldig­ungen. Leider verstecken sich diese Leute hinter dem Deckmantel der Anonymität. Ich vermute, es stehen ehemalige Mitarbeite­r des ÖTV dahinter.“Ähnliche Vorwürfe, so der Top-Funktionär, habe es auch früher schon gegeben – „da war nie etwas dran. Wir sind unbescholt­en“.

„Die gesicherte­n Datenträge­r werden jetzt ausgewerte­t.“Michael Rausch, Polizeispr­echer

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BILD: SN/ROBERT RATZER Wie hier im SN-Archivbild rückten jetzt beim Tierschutz­verein in Wien und Salzburg Polizisten zur Hausdurchs­uchung an.
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