Die griechische Stadt und ihr Umland liegen noch ein wenig im Dornröschenschlaf der Antike.
Korinth hat es schwer. Verglichen mit den unzähligen Sehenswürdigkeiten Griechenlands zählt es nicht unbedingt zu den bekanntesten und beliebtesten Urlaubszielen des Landes. Man denkt an Schillers „Kraniche des Ibykus“, den Kanal und dann vielleicht auch noch an Rosinen. Doch wie sieht’s hier wirklich aus? Die Stadt selbst – nach einem Erdbeben 1858 wieder aufgebaut – entbehrt jeglichen malerischen Reizes. Auch die Ruinen des alten Korinthos sind zwar sehr hübsch am Fuße der Festung Akrokorinth gelegen, die in der Antike ein AphroditeHeiligtum und daher ein großes Bordell war, und haben auch eine riesige Ausdehnung. Viel ist aber nicht stehen geblieben. Erstaunlicher ist allerdings, hier nicht die Überbleibsel des griechischen, sondern des römischen Korinth vor Augen zu haben. Die guten alten Römer haben hier wie auch etwa in Karthago wieder einmal ganze Arbeit geleistet und die blühende und reiche, jedoch feindliche Siedlung dem Erdboden gleichgemacht. Das angrenzende kleine, aber äußerst feine Museum dagegen zeigt ungewöhnliche Ausgrabungsschätze, wie die Miniaturskulptur einer Hetäre mit Hut sowie Teller, die aussehen, als hätte sie Picasso selbst bemalt.
Ähnlich ist die Situation bei den anderen zwei antiken Stätten in der Nähe: Isthmia und Nemea: langweilige Grabungsfelder, jedoch äußerst spannende kleine Museen. Wobei Nemea, wo auch Wein angebaut wird, noch ein besonderes Atout hat: einen begeisterten amerikanischen Professor, der die Nemeischen Spiele – es gab ja solche nicht nur in Olympia, sondern auch in Delphi, Isthmia und eben hier – wieder ins Leben gerufen hat. Allerdings nicht ganz originalgetreu: In Nemea 2.0 gibt es weniger Disziplinen, die Männer sind nicht nackt, sondern (aus Angst vor der orthodoxen Kirche) bekleidet, und es nehmen sogar (ebenfalls bekleidete) Frauen teil ...
Mithilfe einer kleinen Ziehbrücke wird der berühmte Kanal von Korinth überquert, bald ist der Thermal- und Badeort Loutraki erreicht. Hier urlaubte einst die Athener Bourgeoisie, heute zieht er aufgrund seiner geringen Preise erstaunlich viele Touristen aus China und Weißrussland an. Besonderer Tipp: nach dem Essen einmal keinen Ouzo oder Metaxa, sondern einen selbstgemachten Mastika trinken. Diesem aus dem Harz von Pistazienbäumen gewonnenen Schnaps werden in Griechenland Allheilkräfte zugeschrieben. Eine Wohltat für den Magen!
Auf der gegenüberliegenden Seite des Golfs liegt das viel trendigere malerische Xylokastro, mit Yachthafen, Cafés und Boutiquen. Und auch für seenverwöhnte Österreicher lohnt auf jeden Fall ein Besuch am Vouliagmeni-See, auch „blauer See“genannt. Ihn umgibt eine schwer zu erklärende Magie, eine vollkommen andere Stimmung als in Loutraki, Xylokastro oder Korinth.
Um das glasklare Wasser stehen gekrümmte Pinien und goldgelbes Schilf, die Reste eines Heiligtums der Hera und viele „griechische Marterln“– kleine Blechhütterln, in denen mit Olivenöl, Heiligenbildern und anderen Andenken der lieben Toten gedacht wird. Und außerdem die wenn nicht schönste, dann doch am schönsten gelegene orthodoxe Kirche der Welt. Das Losreißen wird schwierig. Doch, Gott sei dank, am Seeufer gibt es gleich drei wunderbare, archetypische Tavernen …