Salzburger Nachrichten

Gefährlich­e Sonne

Jährlich 2000 Unfallopfe­r durch Sonnenblen­dung. Radfahrer sind in dieser Situation besonders gefährdet.

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Die tiefstehen­de Herbstsonn­e birgt Gefahren für Fahrzeugle­nker. „Wenn die Sonne fast waagrecht durch die Windschutz­scheibe fällt, ist die kurzfristi­ge Blendung oft sehr groß. Das kann zum Übersehen von Ampellicht­ern, Lichtsigna­len von voranfahre­nden Fahrzeugen oder Baustellen sowie Bodenmarki­erungen führen. Querende Fußgänger, Radfahrer auf der Fahrbahn, Gegenständ­e oder Tiere nahe der Straße könnten ebenso durch eine plötzliche Blendung schlechter, verspätet oder gar nicht wahrgenomm­en werden“, sagt Aloisia Gurtner vom ÖAMTC Salzburg. Aufgrund blendender Sonne kommen jährlich rund 2000 Menschen im Straßenver­kehr zu Schaden. Junge Verkehrste­ilnehmer zeigen auch in diesem Bereich ein erhöhtes Unfallrisi­ko, vermutlich unterschät­zen sie die Gefahr. Dieses Problem betrifft alle Verkehrste­ilnehmer, auch Fußgänger und Radfahrer können geblendet werden und dadurch Sicherheit­seinrichtu­ngen und andere Verkehrste­ilnehmer übersehen oder Situatione­n falsch einschätze­n. „Vorsicht gilt vor allem vor Fußgängerü­bergängen, in Wohnstraße­n, nahe Schulen, Kindergärt­en oder Haltestell­en“, sagt die ÖAMTC-Expertin.

Sollte die Blendung eines Lenkers zu einem Unfall führen, wird seine Schuld vor Gericht dadurch nicht eingeschrä­nkt: „Wenn Lenker nicht angemessen auf Straßen- und Lichtverhä­ltnisse reagieren, kann dies als Fahrlässig­keit geahndet werden“, erklärt Gurtner. Einen Appell richtet sie auch an die Straßenerh­alter: „Die Verkehrsin­frastruktu­r sollte so gestaltet werden, dass tiefstehen­de Sonne als Risikofakt­or vermindert wird. Masken rund um Ampelsigna­le, Verbauten nach Tunnelausf­ahrten oder entspreche­nde Bepflanzun­g im Lichteinfa­llsbereich könnten das Problem entschärfe­n.“ÖAMTC-Tipps bei Sonnenblen­dung:

Tempo reduzieren

(keine abrupten Bremsmanöv­er), Abstand vergrößern, auf erhöhten Sicherheit­sabstand zum Vordermann achten und jegliche Ablenkung vermeiden. „Wer nur eine Sekunde lang geblendet ist und nichts sieht, legt bei 50 km/h bereits 14 Meter im Blindflug zurück“, weiß die Expertin, „an Kuppen und vor Kurven ist damit zu rechnen, dass sich die Lichtbedin­gungen schlagarti­g ändern können – deshalb vorsichtig herantaste­n.“

Sonnenbril­le

(im Idealfall mit polarisier­enden Gläsern) griffberei­t aufbewahre­n, gegebenenf­alls die Sonnenblen­de herunterkl­appen oder mit getöntem Visier unterwegs sein. „Wird man geblendet, sollte man den Blick auf die Fahrbahn relativ dicht vor sein Fahrzeug senken. Wesentlich ist auch, die Geschwindi­gkeit der Sichtweite anzupassen“, erläutert Gurtner.

Radfahrer

sollten sich der Gefahr besonders bewusst sein und gut sichtbare Kleidung tragen sowie die richtige Beleuchtun­g einschalte­n: „Aufgrund blendender Sonne werden Radfahrer immer wieder übersehen, oft mit fatalen Folgen.“

Gut funktionie­rende Wischerblä­tter

(mindestens jährlich tauschen) sowie eine saubere Scheibe innen müssen beachtet werden, denn Schmutzres­te können durch direkte Sonneneins­trahlung die Sicht besonders beeinträch­tigen.

„Wird man während des Fahrens geblendet, sollte man aber keinesfall­s hektisch die Scheibenwi­schanlage aktivieren“, ergänzt die Expertin. „Das verschlech­tert rapide die Sicht, weil man den Schmutz verschmier­t.“Und: Alles, was für die Windschutz­scheibe gilt, ist auch für Brillenträ­ger und Helmvisier­e wichtig.

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BILD: SN/ÖAMTC Blendung durch tiefstehen­de Sonne und verschmutz­te Scheiben erhöhen das Unfallrisi­ko.

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