Augenspezialisten gesucht
Dass in Österreich Fachkräftemangel herrscht, ist keine Neuigkeit mehr. Meist ist in dem Zusammenhang unter anderem von der Pflegebranche oder der Tourismussparte die Rede – was sich jedoch ebenfalls immer mehr bemerkbar macht, ist ein zunehmender Mangel an Augenoptikern und Optometristen. Aktuell finden sich in der Alpenrepublik etwa 1190 Augenoptik-Fachgeschäfte, die Anzahl an Mitarbeitern (von denen 70 Prozent weiblich sind) liegt bei rund 4800 – diese Zahl wird in den kommenden zehn Jahren zurückgehen, ist sich Markus Plörer, Landesinnungsmeister der Salzburger Augenoptiker/Optometristen, sicher: „Wir merken seit Jahren einen wachsenden Fachkräftemangel. Die Fachbetriebe suchen oft händeringend nach Nachwuchs.“Was heißt das konkret für die Zukunft dieser Berufssparte – wie hoch wird der geschätzte Rückgang an Augenspezialisten künftig sein? „Diese Frage lässt sich in Zahlen derzeit nicht beantworten. Das Problem ist weniger, dass es keine Fachgeschäfte geben wird, sondern, dass immer weniger erfahrene und gut ausgebildete Mitarbeiter dort arbeiten werden“, erklärt Plörer.
Eine Frage der Ausbildung
Zurzeit gibt es in Österreich vier Ausbildungsstätten für Augenoptiker und Optometristen: die HTL für Optometrie in Hall in Tirol, die Optometrie und Hörakustik Initiative, die Akademie für Augenoptik und Optometrie by Dusek und Koller, sowie die AIG, das Akademische Institut des Gesundheitsberufes Augenoptiker. Nach erfolgter Absolvierung umfasst die Alltagsarbeit insbesondere die Refraktionsbestimmung, also die Messung von Fehlsichtigkeit, Kundenberatung, und handwerkliches Können: „Viele wissen zum Beispiel gar nicht, dass wir die Brillengläser selbst schleifen. Mit eigenen Händen etwas geschaffen zu haben ist am Ende des Arbeitstages ein sehr befriedigendes Gefühl“, sagt der Landesinnungsmeister.
Der Gedanke, und weit verbreitete Irrglaube, dass Optiker „nur“Brillen verkaufen, stößt bei Plörer auf klare Ablehnung: „Dem widersprechen wir entschieden!“Weiter: „Was den Beruf attraktiv macht, ist, dass man täglich besonderes Fachwissen rund um das Auge einsetzt, aber auch viel Beratungskompetenz, Einfühlungsvermögen sowie Stilsicherheit braucht.“
Pro Jahr werden etwa 570 Lehrlinge im Bereich der Augenoptik/Optometrie ausgebildet, die Schulen sind derzeit noch gut besucht – dennoch meldet das Arbeitsmarktservice rund 100 offene Stellen. Woran liegt das? „Unsere Berufsschulklassen sind voll. Aber die ausgebildeten Augenoptiker verlassen in der Folge oft den Berufsstand“, erklärt Plörer.
Studium in den Startlöchern
Die Realität spricht somit nicht unbedingt für diese Sparte – laut WKS stellen dabei die derzeit noch recht begrenzten Aufstiegsmöglichkeiten die größte Hürde dar. Für den Landesinnungsmeister liegt die Lösung dieses Problems auf der Hand: „Gerade deswegen ist es wesentlich, dass die Akademisierung unseres Berufsstandes im letzten Schritt das politische Okay bekommt.“
Denn: Das erste österreichische FH-Bachelor-Studium für Augenoptiker/Optometristen steht aktuell zumindest in den Startlöchern. Das heißt, die Akkreditierungsbehörde AQ Austria hat zugestimmt. Die Ausbildung soll vor allem wissenschaftlich fundiertes Wissen über die Fortschritte in Forschung und Technik bieten. „Es geht hier um enormen Wissenserwerb. Der Beruf hat sich in den vergangenen Jahrzehnten von einem Handwerksberuf zu einer umfassenden Dienstleistung rund um gutes Sehen entwickelt“, sagt Plörer.
Durch das Studium soll dem Wegfall des Personals in der Branche entgegengewirkt werden, da sich die beruflichen Perspektiven der Abgänger dadurch erhöhen: „Die Absolventen werden das Wissen in der Forschung und Lehre genauso einsetzen können wie in der Industrie oder eben in den Fachgeschäften. Derzeit gehen viele ins Ausland, um sich diese Ausbildung zu holen, weil es sie in Österreich nicht gibt“, so der Innungsmeister.
Der Start des FH-Bachelor-Studiums war ursprünglich bereits für den heurigen Herbst geplant, wurde allerdings wegen Bedenken vonseiten der Ärztekammer verschoben. Nun wird der Startschuss für 2019 anvisiert.
Österreich gehen die Augenoptiker und Optometristen aus. Ein „politisches Okay“für die Akademisierung des Berufsstandes soll Abhilfe schaffen. SARAH MERL