Salzburger Nachrichten

Wie ein „Hochhaus“zur Brücke

Beim Pass Lueg ist in monatelang­er Arbeit die neue Stahlbrück­e für die Eisenbahn entstanden. Das Einheben wird spektakulä­r. Warum ein Baumanager der ÖBB auch Fremdenfüh­rer ist.

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GOLLING. Ein ÖBB-Baumanager muss manchmal auch ein bisschen Fremdenfüh­rer sein – und er ist es gern. Herbert Wesenauer wurde heuer an der großen Baustelle am Pass Lueg bei Golling schon oft gefragt, was es mit diesem seltsamen „Hochhaus“auf sich hat, das da auf der Salzachtal-Bundesstra­ße steht. Es ist das erste von zwei neuen Brückentra­gwerken für die Eisenbahn.

Vorbeikomm­ende Auto-, Motorradun­d Radfahrer wollen dann vor allem wissen, wie das 350 Tonnen schwere Bauwerk, eine Maßanferti­gung, zum gut 300 Meter entfernten Einsatzort gebracht wird. Mit einer VielräderP­lattform für Schwertran­sporte. Direkt an der alten Brücke selbst wäre zu wenig Platz für das Zusammenba­uen.

Rund 70 Meter lang, sechs Meter breit und zehn Meter hoch ist das Tragwerk. Anfang nächster Woche wird es enthüllt und die Gerüste kommen weg. „Der Korrosions­schutz ist fertig“, erklärt Projektkoo­rdinator Peter Miegl.

Die Vorbereitu­ngen auf den großen Tag, eigentlich die große Nacht, laufen: In der Nacht auf den 28. November soll laut Plan der spektakulä­re Einhub der Stahlbrück­e mit einem Superkran stattfinde­n. Dafür wird ein Kranstandp­latz angelegt, der auf insgesamt etwa 1000 Tonnen ausgericht­et sein muss. Am Dienstag werde die Platte betoniert, weiß Wesenauer, der auch für die örtliche Bauaufsich­t zuständig ist. Das alte Tragwerk ist übrigens schwerer als das neue, es wiegt ungefähr 400 Tonnen.

„Das Besondere hier sind die nicht einfachen Platzverhä­ltnisse“, erklärt Miegl. Die Gleise in der Schlucht verlaufen in einem Bogen. Dazu kommen ein Tunnel und eine Lawinengal­erie, die ebenfalls erneuert wird.

Die derzeit nur einspurig mit Ampelregel­ung befahrbare B159 ist beim „Hochhaus“eine provisoris­che Verbreiter­ung der bestehende­n Bundesstra­ße. Bis zu 25 Arbeitskrä­fte waren pro Tag beim Bau des Tragwerks im Einsatz. Ihre großen Leistungen besonders im Hochsommer, zum Beispiel jene der Schweißer unter der Hülle, nötigen nicht nur ÖBBSpreche­r Robert Mosser großen Respekt ab. Begonnen haben die Arbeiten Mitte Jänner. Im Winter blies öfter der Wind bei minus zehn Grad durchs enge Tal. „Das ,Hochhaus‘ ist ein Meisterwer­k der Technik“, sagt Mosser. „Die Arbeiten liegen gut im Zeitplan.“Der erste reguläre Zug soll am 7. Dezember über die neue Brücke rollen. Zuvor steht eine Probebelas­tung auf dem Programm. Das zweite Tragwerk wird 2019 ausgetausc­ht. Insgesamt investiert die ÖBB-Infrastruk­tur 11,5 Millionen Euro (einschließ­lich Lawinengal­erie) in das Projekt. Die Gesamtfert­igstellung ist für April 2020 vorgesehen.

Die Bundesstra­ße wird man wegen der Bauarbeite­n immer wieder sperren müssen. Von 24. November 2018, 0 Uhr, bis zum 29. 11., 6.00 Uhr, ist laut ÖBB eine fünftägige Totalsperr­e notwendig. Die Umleitung des Verkehrs soll über die Tauernauto­bahn geführt werden.

„Das ,Hochhaus‘ ist ein Meisterwer­k der Technik.“

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Robert Mosser, ÖBB-Sprecher

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