Die Amsel geht mit der Zeit
Experimentelle Klänge, ungewohnte Töne und junge Musiker: Die Besucher des Bischofshofener Amselsingens bekommen nicht nur traditionelle Volksmusik zu hören.
BISCHOFSHOFEN. „Die Amsel gilt als besonders kreativ in der Erfindung, Kombination und Variation von Motiven.“Vogelkundler wissen das, Unkundige können es im Online-Lexikon Wikipedia nachlesen. Mindestens ebenso kreativ wie der Vogel selbst dürfte auch das heurige Amselsingen werden. „Das Experimentelle hat bei uns seinen Platz, wir gehen gerne mit der Zeit“, sagt Klaus Vinatzer. Er übernimmt zusammen mit Caroline Koller und Martina Mayr die musikalische Leitung. Mit „D’Saitn-Knopf Musi“oder der Pongauer Tanzlmusi „JPT“stehen heute, Samstag, besonders viele junge Musiker auf der Bühne. „Die ganze Szene ist im Aufschwung“, sagt Vinatzer. Die jüngsten Teilnehmer, die Sänger des Oberstufenchores St. Rupert, fiebern ihrem Auftritt entgegen. „Man muss Volkslieder mit Herz interpretieren – dann lassen sich die Schüler auch dafür begeistern“, sagt Chorleiter Franz Götzfried. Warum Jugendliche wieder vermehrt den Weg zur Volksmusik finden? „Die Jungen tragen wieder extrem gerne Dirndl und Lederhose, das weckt auch Interesse für die Musik“, sagt der 48-Jährige. Zudem gebe es in Salzburg spezielle Ausbildungen mit volksmusikalischen Schwerpunkten. „In den vergangenen Jahren sind viele neue Gruppen entstanden.“
Auffallend: Die jungen Musiker verharren nicht starr auf traditionellen Melodien, sondern beweisen durchaus Mut. Alpenländische Melodien vermischen sich nicht selten mit Jazzklängen und bringen so frischen Wind in das traditionelle Liedgut. „Es gibt nicht nur nur die klassische Tanzl- und Stubnmusi – speziell bei den Besetzungen sind der Vielfalt da keine Grenzen gesetzt“, sagt Vinatzer.
Offen sein für neue Ideen. Diesem Grundgedanken ist das Amselsingen seit seinem Start im Jahr 1960 verpflichtet. Binnen kurzer Zeit mauserte sich der Gesangswettbewerb als bedeutendste derartige Veranstaltung im Alpenraum. Zwar wird nicht mehr um die silberne Amsel gesungen, dennoch kann das Musikerund Sängertreffen Talenten als Sprungbrett dienen. „Die Amsel ist eine Marke. Wer hier auftritt, dem stehen alle Türen offen“, sagt Vinatzer. Denn: „Es ist die perfekte Bühne, um sich zu präsentieren.“
„Das Experimentelle hat beim Amselsingen seinen Platz.“