Land der Kickls, zukunftsreich
In Österreich herrscht schon wieder Aufregung. Nur, weil unser FPÖ-Innenminister zu einer gewissen Eigenwilligkeit neigt, sehen Unkenrufer da schon wieder die Demokratie in Gefahr. BVT-Razzia hier, veröffentlichte Redakteurs-Mails dort, dazu ein bisschen Big Brother und ein Schuss Pferde-Polizei – die Lebensberatungsredaktion empfiehlt guten Gewissens: Abregen. Einzelne vom Pfad der liberalen Gesellschaft Abgekommene hält die Demokratie schon aus, dafür ist sie konstruiert. Was wirklich ein Grund zur Aufregung wäre: die demokratiepolitische Verfasstheit von ziemlich großen Teilen des österreichischen Wahlvolks. Knapp 30 Prozent der Wahlberechtigten finden laut aktuellen Zahlen, die Gleichberechtigung der Frau sei (eher) schon zu weit gegangen. Jeder Achte hält „Männer für generell leistungsfähiger als Frauen“. Oder, in einer anderen Umfrage: 26 Prozent der Befragten wünschen sich einen „starken Führer“. Jeder Dritte verneint, dass Demokratie die beste Regierungsform sei. Dort liegt die wahre Gefahr: Bei den Hunderttausenden Kickls mitten unter uns, nicht bei dem einen im Regierungsviertel.