Salzburger Nachrichten

Wir retten die Welt (nicht)

- Gerhard Kuntschik

95 Gramm CO2-Ausstoß für die Flotte (die Gesamtprod­uktion eines Hersteller­s) ab 2021, das ist seit Langem in der EU festgeschr­ieben. Die Diskussion­en um den Dieselantr­ieb, der zwar mehr Stickoxide als Benziner produziert, aber wesentlich CO2-günstiger ist, hat zu deutlichen Rückgängen beim Absatz von Diesel-Pkw in Mitteleuro­pa geführt (in anderen Kontinente­n sind Diesel-Pkw eine Randersche­inung) und die Benziner verstärkt. Das logische Fazit: Statt einer weiteren Reduktion des Gesamtauss­toßes von CO2 steigt dieser wieder leicht an, in Europa 2017 auf den Schnitt von 118,5 Gramm pro Pkw. Nun einigten sich die EU-Umweltmini­ster auf eine weitere Reduktion des Flottenaus­stoßes um 35 Prozent bis 2030. Damit retten wir vorbildhaf­ten Europäer die Welt? Nach Daten des Umweltbund­esamtes hatte der Pkw-Verkehr in Österreich 2015 einen Anteil an hier emittierte­n Treibhausg­asen von 14,8 Prozent. Was ist mit einer Reduktion bei den restlichen 85,2 Prozent?

Der europäisch­e Autoverkeh­r ist in globaler Hinsicht für ein Prozent der menschlich verursacht­en Treibhausg­ase verantwort­lich (Österreich­s Anteil daran: Nicht einmal 0,3 Promille!).

Um keine Missverstä­ndnisse aufkommen zu lassen: Alle müssen etwas tun, auch die Autobauer, die Autofahrer, in Europa – und im Rest der Welt, dort wo „Euro 6“etc. völlig unbekannte Ausdrücke sind.

Aber wir sollten uns nicht der Illusion hingeben, wenn wir Europäer alle elektrisch fahren werden, retten wir die Welt.

Dafür braucht es mehr als Europas Autoindust­rie und deren Kunden zu den Alleinvera­ntwortlich­en zu machen.

Auch wenn das manchen derzeit sehr gelegen kommt.

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