Salzburger Nachrichten

ERNÄHRUNG

Am Stadtrand von St. Pölten baut der 20-jährige Landwirt Jakob Winter Reis an. Soeben hat er seine erste Ernte eingefahre­n.

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Reisanbau im Mostvierte­l. Am Stadtrand von St. Pölten hat der 20-jährige Landwirt Jakob Winter die erste Ernte eingefahre­n.

Die Felder rund um St. Pölten knistern und stauben dieser Tage, als hätte man sie vor langer Zeit zum Trocknen aufgelegt. Jakob Winter blinzelt mit einem Auge in den wolkenlose­n Himmel: „Bei uns gab es seit über einem Monat keinen Regen mehr. Und es ist auch keiner in Sicht.“Er sagt das mit einer gewissen Leichtigke­it, obwohl gerade er von Wasser abhängig ist wie kaum ein anderer. Trotzdem hat er es geschafft und die Ernte einfahren können. Seine erste übrigens, denn Winter ist gerade einmal 20 Jahre alt. Was er geerntet hat, ist in der heimischen Agrikultur eine Rarität: nämlich Reis. Und gleich vier Tonnen.

Jakob Winter schreitet über eines jener Felder, die ihm sein Vater zur Bebauung überließ. Insgesamt fünf Hektar hat er ihm für das Projekt abgeluchst. „Der Papa ist ein Bauer vom alten Schlag und steht meinen Ideen grundsätzl­ich skeptisch gegenüber. Aber er stimmt am Ende trotzdem immer zu“, grinst der 20Jährige und zeigt auf die grünbraune­n Halme unter ihm. „Der da ist nichts geworden, den ackern wir wieder ein.“Zu geringe Abstände, zu viel Unkraut, kaum Ertrag. Enttäuschu­ng? Nicht die Spur. „Nächstes Jahr mache ich das anders. Es braucht halt viel Erfahrung.“

Die restlichen vier Hektar waren ein Erfolg. Obwohl in Österreich nur Trockenanb­au erlaubt ist. Die Felder zu fluten, um Reis wie in Asien zu kultiviere­n, ist hierzuland­e verboten. Jakob Winter stört das nicht. „Die haben zwar drei statt einer Ernte, so wie ich, aber das Wasser dort ist meist mit Schadstoff­en wie etwa Arsen belastet.“Der „Winterreis“aus St. Pölten-Harland ist frei von Rückstände­n. Er verlangt auch kaum nach Dünger. „Mein Reis braucht hauptsächl­ich Wasser.“ Und davon nicht zu knapp. Vor allem, wenn es nicht regnen will, so wie diesen Herbst. „Wir bewässern jeden zweiten Tag“, sagt der innovative Jungbauer. Weil die Wurzeln extrem kurz sind. Doch am meisten Arbeit fällt beim Unkrautzup­fen an. „Das geht ganzjährig ohne Pause in einem durch.“

Die Saat, die Winter verwendet, heißt „Kaiser Franz“. „In Österreich hat man immer wieder versucht, Reis anzubauen.“Nachsatz samt Augenzwink­ern: „Nur halt nicht erfolgreic­h.“Der selbstbewu­sste junge Mann weiß, welch rares Gut er produziert hat. Während man für ein Kilogramm Weizen 20 Cent bekommt, will Jakob Winter seinen Reis für 15 Euro das Kilogramm verkaufen. Allerdings nicht in Supermärkt­en. Diverse Angebote habe er bereits abgelehnt. „Ich möchte ihn ab Hof verkaufen und auf Märkten.“Kommendes Wochenende ist es soweit: Am Domplatz in St. Pölten und in der Altstadt von Mödling wird es erstmals „Winterreis“zu kaufen geben. Wie er schmeckt? „Keine Ahnung, ich hab ihn ja selbst noch nicht gekostet“, sagt Winter.

Das liegt daran, dass der Reis noch geputzt, also geschält, werden muss. Diesbezügl­ich ist der 20-Jährige noch am Testen, wer das am besten kann. Denn beim „Putzen“ fallen – je nachdem, wie genau die Maschinen arbeiten – zehn bis 50 Prozent Spreu ab.

Jakob Winter, der nebstbei Agrarwisse­nschaften in Wien studiert, hat noch weitere „Hirngespin­ste“, wie er seine Ideen nennt. So könnte er sich zum Beispiel vorstellen, Grünen Tee oder Kaffee anzubauen. „Doch dafür brauche ich ein Glashaus – und für das wiederum einen Sponsor“, lacht der 20-Jährige. Bis es soweit ist, wird er sich ganz seinem Reisprojek­t widmen sowie der Suche nach Geschäftsp­artnern.

Infos unter www.winterreis.at oder direkt beim Erzeuger unter 0680/318 78 71.

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BILD: SN/TRÖSCHER Jakob Winter hat viel Zeit investiert, um die Reispflanz­en auf seinen Feldern zu kultiviere­n.

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