Salzburger Nachrichten

Planskizze für die Errichtung einer Diktatur

„Zur Zeit“sinniert über „Arbeitshäu­ser“, „gruppenwei­se“Strafen und „gesäuberte“Medien.

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WIEN. Der Beitrag liest sich wie die Handlungsa­nleitung zur Errichtung eines autoritäre­n Staatswese­ns: „Arbeitshau­s wieder einführen“– wobei Strafen dort „gruppenwei­se erfolgen“sollen, „damit innerhalb der Gruppe Abweichler disziplini­ert werden können“.

Weiter im Text: „Beweislast­umkehr für Berufsverb­recher.“– „Renitente Schüler sind zur Räson zu bringen: Aberkennun­g des elterliche­n Erziehungs­rechts, Abschiebun­g in geschlosse­ne Sonder-Schulen.“– „Wiedereinf­ührung des Karzers.“– „ORF von linksextre­men Elementen säubern.“– „Harte Strafen gegen Lärm.“– „Auftrag an alle Richter, Urteile volksnah zu verfassen.“

Übertitelt ist der Beitrag mit der Schlagzeil­e „Mehr Recht, Ruhe und Ordnung im Land!“Erschienen ist der Text in „Zur Zeit“– einer laut Impressum parteiunab­hängigen Publikatio­n, der eine gewisse blaue Schlagseit­e nicht abgesproch­en werden kann. Herausgebe­r von „Zur Zeit“sind Andreas Mölzer, langjährig­er früherer FPÖ-Politiker und Parteiideo­loge, und Walter Seledec, einst ORF-Chefredakt­eur und Verbindung­smann der FPÖ in den Rundfunk. Unter den Gesellscha­ftern und Kommanditi­sten der „Zur Zeit“-Verlagsges­ellschaft finden sich bekannte Burschensc­hafter, darunter der frühere FPÖ-Mandatar Johannes Hübner. Ein Link verweist auf den Atterseekr­eis, eine blaue Denkwerkst­att.

Herausgebe­r Mölzer gibt an, den Beitrag vor Drucklegun­g nicht gelesen zu haben. Und er distanzier­t sich heftig: „Das sind fast schon extremisti­sche Vorschläge, die nicht der Meinung der Redaktion und schon gar nicht meiner Meinung entspreche­n“, sagt er auf SN-Anfrage. Die FPÖ will dazu keinen Kommentar abgeben. Man habe mit „Zur Zeit“nichts zu tun, sagt ein Sprecher.

Montagnach­mittag distanzier­te sich „Zur Zeit“von dem Beitrag. Dieser sei „aus Versehen“ins Blatt gerutscht.

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