Haben Sie schon einmal Busing probiert?
Warum erzkonservativ nicht so urcool wie Biking ist. Kleine Abhandlung über Vor- und Nachsilben.
Die Sprache – und das ist jetzt nicht unbedingt eine Neuigkeit – macht Veränderungen durch. Man denke nur an die Vorsilbe ur-. Früher, sozusagen in Urzeiten, hatte ur- eine zeitliche Dimension, zum Beispiel bei Urahn. Heute hingegen wird ur- vor allem von jugendlichen Sprachbenutzern gerne als Bekräftigungs- und Steigerungsformel verwendet. Zum Beispiel bei urcool. Urcool bezeichnet einen Gegenstand (beispielsweise einen Eisberg oder dergleichen), der nicht bloß cool, sondern eine Steigerungsform von cool – eben urcool – ist.
Gut. Dies vorausgeschickt habend, muss nun darauf hingewiesen werden, dass das ur- mitunter durch erz- ersetzt wird, allerdings nur im Amts-Kontext. Niemals kann ein Eisberg erzcool sein, wohl aber ein politischer Amtsträger erz- und irgendwas. Vorausgesetzt, er gehört einer bestimmten politischen Richtung an. Neulich wurde jenseits des Atlantiks viel über die Bestellung eines erzkonservativen Höchstrichters (Urrichters?) debattiert. Nie hat man hingegen noch von einem erzliberalen oder erzgrünen Amtsinhaber gehört.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass auch Namen von Bergen mitunter mit der Vorsilbe Erz- versehen werden. Sonst würde der Berg in der Steiermark ja einfach Berg heißen. Oder auch Ur- bzw. Höchstberg.
Damit nun genug von den Vor-, kommen wir zu den Nachsilben. Genauer gesagt zu -ing. Die Nachsilbe -ing hat drei Funktionen:
Erstens dient sie speziell in Oberösterreich zur Beendigung von Ortschaften, etwa (um nichts Schlimmeres zu sagen) von Pucking.
Zweitens bezeichnen Worte mit der Endung -ing gewisse Tätigkeiten.Man denke nur an das allseits beliebte Ranking, bekannt in den Varianten Politiker- und Uni-Ranking.
Drittens veredelt -ing das schnöde Radfahren zum urcoolen Biking und das Am-StockGehen zum höchst modernen Nordic Walking.
Eine relativ neue Entwicklung ist Busing. Das ist wesentlich harmloser, als es vielleicht im ersten Moment klingt, und wird in der Politik zur Zeit ernsthaft diskutiert. Wie fast alles Neue kommt Busing aus den USA.
Und zwar werden dort Schulkinder kreuz und quer mit dem Bus (daher Busing) durch die Städte gefahren, um eine bessere soziale Durchmischung der Schulklassen zu erreichen. Dieses Busing wurde nun auch in Wien überlegt. Konkret kann man sich das so vorstellen, dass ein Busing von Meidling nach Döbling stattfindet und ein anderes von Hietzing nach Ottakring. Busingexperten geben allerdings zu bedenken, dass das bei der ohnehin nicht urcoolen Verkehrssituation in Wien zu einem Erzstau führen könnte, weshalb an die Errichtung eigener Busingspuren (also ein sogenanntes Busingspuring) zu denken wäre.