Brillen zum Draufsetzen
Sonnenbrillen gibt es wie Sand am Meer. Aber keine, die unzerstörbar sind. So dachte sich der Tiroler Christoph Egger und gründete gloryfy.
MAYRHOFEN. Wohl fast jeder Mensch trägt bei schönem Wetter gern Sonnenbrillen, und fast jeder hat in seinem Leben wohl auch schon eine unabsichtlich zerstört. Bei dem Tiroler Christoph Egger war es ein Freund, der sich durch eine zu Bruch gegangene Brille bei einem Sportunfall verletzte und ihn so auf eine Geschäftsidee brachte: Er wollte bruchsichere Brillen aus einem elastischen Material bauen. Heraus kam die Marke gloryfy unbreakable mit heuer 70.000 verkauften Brillen und einem erwarteten Umsatz von vier Millionen Euro – ein Plus von 50 Prozent im Vergleich zum Jahr davor. „Der heuer so schöne Sommer hat uns sicher auch ein wenig geholfen“, sagt Egger.
Bis zum heutigen Erfolg allerdings war es eine Achterbahnfahrt aus Höhen und Tiefen. „Wieso tue ich mir das an?“, das habe er sich in den vergangenen zehn Jahren des Öfteren gefragt, erzählt der 51-jährige Unternehmer. Auf dem globalen Brillenmarkt hat man es als Nischenproduzent nicht leicht. 82 Prozent des Marktes werden vom italienischen Luxottica-Konzern mit so bekannten Marken wie RayBan, Prada oder Oakley dominiert. Mit seiner Idee einer unzerstörbaren Kunststoffbrille sei er anfangs „ein totaler Exot“gewesen, sagt Egger. Und vom Erfolg verwöhnt.
Denn mit seinem ersten Start-up lief es bei dem ehemaligen Sportartikelverkäufer, späteren BWL-Studenten und autodidaktischen Werbegrafiker wie geschmiert. Anfang der 2000er-Jahre ließ Egger in Asien einfache Handyhüllen aus Silikon produzieren und verkaufte davon weltweit mehr als eine Million Stück. „Das war der Burner“, erinnert sich der 51-Jährige. So konnte er sich „mit einem guten Budget“an seinen nächsten Coup, die Brillensache, machen. Dachte er.
Denn 2008 war das erste Modell zwar fertig entwickelt, vom Geld allerdings nicht mehr viel übrig. Und den richtigen Produzenten zu finden war schwieriger als gedacht. „2010 standen wir vor dem Konkurs“, sagt Egger. Letztlich entschloss er sich, eine eigene Produktion mit Gießverfahren im Zillertal aufzubauen. Anfangs kam da „ein sehr massiver Brillenrahmen“heraus, gesteht Egger. Eine merkbare Weiterentwicklung schaffte man vor drei Jahren. Seither werden auch Pilotenbrillen, optische Brillen und eine Sportkollektion für leichtere Rahmen produziert. In Summe kommt man nun auf 36 verschiedene Modelle. 35 Prozent des Umsatzes macht man mittlerweile im Lifestyle-Bereich. Preislich sei man „moderat unterwegs“, betont Egger. Der durchschnittliche Verkaufspreis einer gloryfy liege bei 130 Euro, „die teuerste kostet 229 Euro“. Damit lasse sich eine Produktion in Österreich gut vereinbaren. Konkurrenzfähig zu Asien werde man freilich nie sein.
Noch sei Österreich der Hauptmarkt, sei man hier neben dem Sportfachhandel bereits bei fast jedem zweiten der rund 1000 Optiker im Land erhältlich. Als erster großer internationaler Markt soll nun Deutschland folgen, das Geschäft in der Schweiz auf Österreich-Niveau steigen. Auch die Benelux-Länder und die Niederlande stehen auf Eggers Liste. Und als Werbeträger lächeln mittlerweile zahlreiche Prominente mit einer gloryfy in die Kameras, etwa Ex-Rennfahrer David Coulthard, Freeclimber David Lama und aus der deutschen Musikszene Soft-Rapper Xavier Naidoo sowie Hip-Hopper Trettmann.
Kompakter soll auch die Unternehmensstruktur der Tiroler Brillenmanufaktur werden. Die derzeit noch drei Standorte im Zillertal mit in Summe 30 Mitarbeitern sollen zusammengeführt werden. Das Geld für anstehende Investitionen sammelt man noch bis Jahresende auch über ein Crowdfundingmodell. Den stillen Gesellschaftern wird drei Jahre lang eine jährliche Gewinnbeteiligung von zehn Prozent garantiert. Danach werde die Beteiligung automatisch gekündigt und das Geld zurücküberwiesen, sagt Egger. 750.000 Euro hat er von den „gloryfy business rebels“, wie er seine Investoren kämpferisch nennt, bereits lukrieren können.