55 Wohnungen für Menschen in Not sind fertig
Riedenburg: Haus für Wohnungslose, die um 335 Euro pro Monat auf 20 m2 leben können, ist eröffnet.
Vor zehn Jahren hatte Georg Leitinger ein einschneidendes Erlebnis: Der Geschäftsführer des Studentenwerks beschäftigt auch Menschen, die zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt worden sind. Ein Betroffener habe ihm seine Wohnsituation geschildert: „Er hat auf der Straße gelebt, erhielt aber bald ein Pensionszimmer. Da musste er für ein Acht-Quadratmeter-Substandardzimmer mit Gemeinschaftsdusche offiziell 400 Euro zahlen und inoffiziell 200 Euro noch dazu. Er erhielt nicht einmal einen Vertrag. Wenn man da ein falsches Wort gesagt hat, liegen die Habseligkeiten fünf Minuten später vor der Tür.“
Als Folge hat Leitinger die Vision geboren, diesen Menschen zu helfen. Denn laut einer Studie gelten 1400 Menschen in der Landeshauptstadt als wohnungslos: Sie wohnen bei Freunden mit; leben in teuren Pension oder müssen in der Notschlafstelle oder auf der Straße übernachten.
Am Dienstag ist Leitingers Vision Realität geworden: Da wurde in der Hübnergasse 8 das Projekt meinzuhaus.at eingeweiht. Der Holz-Stein-Hybridbau umfasst 55 Kleinwohnungen mit 20 m2. Die Brutto-Monatsmiete beträgt 335 Euro. Die Caritas vergibt die Wohnungen und betreut mit zwei Mitarbeitern vor Ort die Bewohner. Sozialarbeiter Robert Buggler: „Alle Bewohner werden von einer weiteren Sozialeinrichtung betreut. Je nach Problemlage ist das etwa die Caritas-Sozialberatung, die Suchthilfe, die Doppler-Klinik oder das Jugendamt sowie Arbeitsprojekte.“
Zwei Drittel der Wohnungen sind seit dem Start am 1. Oktober bereits bezogen. In der Hübnergasse dürfen die Bewohner maximal drei Jahre bleiben. Ziel ist, dass sie dann auf eigenen Beinen stehen und sich eine reguläre Wohnung leisten können.
Für die Umsetzung des Projekts mussten auch Hürden genommen werden: Die erste war, ein geeignetes Grundstück zu finden. Die Wahl fiel auf den ehemaligen Obstgarten des Ordens der Barmherzigen Schwestern, für den ein günstiger Baurechtsvertrag (60 Jahre) abgeschlossen wurde. Die Kritik, dass dafür zig Bäume geopfert wurden, lässt Caritas-Direktor Johannes Dines nicht gelten: „Wo kriegt man in der Stadt zentrumsnahe ein Grundstück, das nicht irgendwie geopfert werden muss?“HeimatÖsterreich-Chef Stephan Gröger ergänzt: „Nicht nur die Reichen dürfen an den schönen Plätzen wohnen. Bei diesem Projekt ist es einmal umgekehrt.“Gröger verhehlt aber nicht, dass die Kritik sowie Einsprüche einzelner Anrainer das Projekt aufgehalten hätten: „Ein Anrainer ging sogar bis zum Obersten Gerichtshof. Aber alle unsere Bewilligungen sind rechtskräftig.“
Die Kosten des Projekts von 2,5 Mill. Euro wurden zur Hälfte mittels Wohnbauförderung finanziert – wofür sogar das Gesetz geändert wurde. Weiters je 50.000 Euro steuerten die Sozialressorts von Stadt und Land bei; die Lionsund Rotary-Clubs brachten 260.000 Euro auf. Der Rest wurde über ein Darlehen der Sparkasse finanziert, die in der Hübnergasse auch eine Filiale der „Zweiten Sparkasse“betreibt.