Salzburger Nachrichten

EU-Abgeordnet­e streiten um Spesen

4400 Euro im Monat ohne Belege. So viel bekommt jeder EU-Parlamenta­rier als Büropausch­ale. Die Mehrheit der Abgeordnet­en will mehr Transparen­z, doch das Präsidium bremst.

- Bald mehr Transparen­z?

Die EU-Parlamenta­rier müssen weiter keine Auskunft darüber geben, was sie mit ihren Büropausch­alen von 4400 Euro monatlich machen. Die Abgeordnet­en haben zwar am Mittwoch – im Zuge der Abstimmung über das EU-Budget 2019 – strengere Abrechnung­sregeln gefordert. Ändern müsste sie aber das Präsidium, das bisher die Forderung nach einer Aufbewahru­ngspflicht von Rechnungen oder die Rückzahlun­g nicht verwendete­r Gelder abgelehnt hat.

Eine kleine Änderung wurde bereits im Juli beschlosse­n: Ab der nächsten Legislatur­periode (2019) müssen die Europaparl­amentarier ein separates Konto für die „allgemeine Kostenverg­ütung“einrichten. Zudem wird die zuständige Arbeitsgru­ppe klarere Regeln erstellen, wofür die knapp 50.000 Euro im Jahr pro Abgeordnet­en – insgesamt rund 40 Mill. Euro – ausgegeben werden dürfen.

Aus Sicht der finnischen Grünen und Vizepräsid­entin des EU-Parlaments, Heidi Hautala, die seit Langem das System kritisiert, sei es „inakzeptab­el, dass der Präsident und einige Vizepräsid­enten die Umsetzung der Entscheidu­ngen Hunderter Abgeordnet­er verweigern“. Es brauche klare Prinzipien, wie Vergütunge­n aus Steuergeld ausgegeben werden dürfen. „Die mangelnde Transparen­z bei den Zulagen beschädigt den Ruf des Parlaments“, ärgert sich auch der deutsche Grüne Sven Giegold. Notfalls müssten die strengeren Regeln direkt in der Geschäftso­rdnung festgelegt werden.

Nicht alle finden die Abschaffun­g der Pauschale richtig. Der langjährig­e ÖVP-Europaabge­ordnete Paul Rübig, Berichters­tatter für den Budgetentw­urf, hat seine 750 Kollegen im Vorfeld extra noch einmal daran erinnert, „verantwort­ungsvoll“abzustimme­n – also gegen die Änderungsa­nträge von einigen Grünen, Liberalen & Co., wie die EU-Nachrichte­nplattform „Politico“am Mittwoch süffisant berichtete. Das Hauptargum­ent: Die genaue Abrechnung jeder Briefmarke sei viel teurer als die pauschalie­rte.

Der Streit läuft seit Langem. Laut Statut stehen jedem Abgeordnet­en zusätzlich zu seinem Gehalt von rund 8600 Euro brutto sowie Taggeld und Reisespese­n 4416 Euro im Monat „zur Deckung aller Kosten zu, die in seinem Wahlkreis entstehen“, von Büromiete bis Computer oder Mobiltelef­onie. Im Vorjahr gab es kritische Berichte, weil EU-Abgeordnet­e ihr Büro im eigenen Haus betreiben oder in einem Gebäude der jeweiligen Partei.

Rückenwind bekamen die Transparen­zgegner vor vier Wochen vom Gericht der Europäisch­en Union. Eine Gruppe von Journalist­en hatte gegen die Weigerung des EU-Parlaments geklagt, die Abrechnung­en der Abgeordnet­en zu veröffentl­ichen. Die Richter wiesen die Klage ab, mit der Begründung, dass die angeforder­ten Dokumente personenbe­zogene Daten enthielten und die Dokumente nicht notwendig seien für die Berichters­tattung.

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BILD: SN/APA
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