Den Jackpot bekam man geschenkt
Seit 25 Jahren wird auf dem Gletscher über Sölden der Weltcup eröffnet.
SÖLDEN. Hans Falkner war Landwirt im Ötztal und hatte mit Skisport eigentlich nichts am Hut. Doch als der einzige Sessellift im Tal Konkurs angemeldet hatte, da übernahm er mit zwei Partnern diesen Lift und legte damit den Grundstein zu dem heutigen Ski- und Tourismus-Imperium in Sölden.
Das führt heute sein Sohn Jakob, den aber in Sölden alle nur „Jack“nennen. Jack Falkner ist Geschäftsführer der Bergbahnen, Hotelier (in seinem Fünf-Sterne-Hotel Central wohnt er sogar), aber hauptsächlich Mastermind hinter der Entwicklung der Marke Sölden. Egal ob James-Bond-Film oder Hannibals nachgestellte Überquerung der Alpen, ob Aqua Dome in Längenfeld oder Sponsoring des US-Skiteams mit Bode Miller als Testimonial – das alles trägt auch die Handschrift Falkners.
Den wohl größten Coup seiner Laufbahn bekam der Tiroler mit dem stets etwas schelmischen Grinsen aber fast geschenkt. Der von der FIS Anfang der Neunzigerjahre erfundene Weltcupauftakt auf den Gletschern, der ursprünglich zwischen Saas Fee (Sz), Tignes (Fra) und Sölden alternieren hätte sollen, stieß nirgendwo auf Gegenliebe.
Außer in Sölden. Dort erkannte man früh, welchen Werbewert diese Bilder schon Ende Oktober mit einer (und sei es nur künstlich beschneiten) Winterlandschaft hatten. „Nach dem Wochenende spüren wir alle, wie die Nachfrage nach dem Winterurlaub richtig anspringt“, sagt Falkner.
Dazu hat man bislang unglaubliches Glück mit dem Wetter gehabt: Auf dem extrem wind- und wetteranfälligen Gletscher mussten in 25 Jahren nur zwei Rennen wegen Schlechtwetters abgesagt werden, nur ein Mal musste der Auftakt wegen Schneemangels entfallen. Sölden, Sonnenschein und gut gelaunte Fans – das gehört seit dem ersten Rennen in Sölden, das am 30. Oktober 1993 Anita Wachter gewonnen hat, einfach zusammen. Die sich in Sölden plötzlich bietende Plattform hat auch die Ski-Industrie erkannt: Jeder im Rennsport vertretene Hersteller oder Sponsor kommt an dieser AuftaktSause nicht vorbei.
Das alles hat sich für Sölden mehr als nur bezahlt gemacht. Sölden ist heute die Wintersportdestination Nummer 1 in Österreich, die Nächtigungszahlen des letzten Winters zeigen das: Wien wies da 6,85 Mill. Nächtigungen auf, Sölden 2,048 Mill. SaalbachHinterglemm folgt mit 1,593 Mill. Nächtigungen schon mit Respektabstand auf Platz drei.
Kritik, dass der exzessive Gletscher-Auftakt letztlich auch zur Vernichtung der Gletscher führen würde, kann Falkner nicht nachvollziehen. Vielmehr seien die umfangreichen Schneedepots und die ständige Pflege der Pisten dafür verantwortlich, dass der Gletscher nicht noch weiter abgeschmolzen sei. „In Wahrheit hilft dieser Auftakt mittlerweile dem Gletscher.“
„Der Auftakt hilft dem Gletscher.“„Jack“Falkner, Söldens Mastermind