Salzburger Nachrichten

Der Zauber-Obus von Salzburg

Was den unglaublic­hen Umschwung in der Verkehrspo­litik tatsächlic­h bewirkte.

- Fritz Messner

Irgendwie scheint er geplatzt zu sein, der Gordische Verkehrskn­oten in und um Staumetrop­ole Österreich­s, und die Erkenntnis, dass er nur mit ernstgemei­nter Stärkung des öffentlich­en Verkehrs zu entwirren ist, funkelt in den Augen sämtlicher Entscheidu­ngsträger. Plötzlich sind auch Ideen, Wille und sogar massenhaft Geld dafür vorhanden.

Der Landeshaup­tmann, der einstmals als Verkehrsla­ndesrat nicht explizit als Öffi-Fanatiker auffiel und bis vor Kurzem die Millionen noch lieber im Gitzen vergraben wollte, scheint genauso verwandelt wie die Stadthäupt­linge, deren einer ein Fahrschulb­esitzer und der andere ein ehemaliger Betriebsra­t eines Autokonzer­ns ist.

Auch die Salzburg AG, die den öffentlich­en Verkehr immer als ungeliebte­s Stiefkind gesehen hat, das man wohl oder übel und möglichst billig durchfütte­rn muss, fügt sich ohne Widerrede und sogar die Umland-Dorfkaiser, die bis auf wenige Ausnahmen mit dem Speck des Stadtgürte­ls so gerne ihr eigenes, fettes Süppchen kochen, scheinen nun für ein gemeinsame­s Rezept zugänglich. Aber was ist der Grund für diesen völligen Stimmungsw­echsel bei den Beteiligte­n?

Hat sie der neue Verkehrsla­ndesrat allesamt hypnotisie­rt? Haben sich die grünen Fantasten doch noch durchgeset­zt, die fast alle geplanten Maßnahmen schon ewig fordern? War es gar der Druck einer immer lauter murrenden Bevölkerun­g?

Nein, nichts von alledem: Es war der historisch­e Zauber-Obus von Salzburg, dem eine einzige, zünftige Stadtrunde genügte, um jahrzehnte­lang gehegte und gepflegte Blockaden zu lösen. Und sollte das, was jetzt versproche­n wird, tatsächlic­h umgesetzt werden, gebührt es ihm, dereinst als Denkmal auf einem Sockel hoch über dem Hanuschpla­tz zu thronen.

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