„Mein Fahrrad gibt mir Freiheit“
In den vergangenen Jahren kamen viele Flüchtlinge nach Salzburg. Die SN fragten nach: Was besitzen sie jetzt, das sie früher nicht brauchten – und für sie typisch österreichisch ist?
„Ich bin mit meiner Familie hier in Österreich und wir haben mittlerweile alle Fahrräder. Auch meine vierjährige Schwester fährt schon mit dem Rad. Am Wochenende ist meine ganze Familie von der Stadt Salzburg nach Hallein geradelt. Wir waren insgesamt 35 Kilometer unterwegs.
In Bagdad hat niemand Fahrräder. Dort wäre es auch gar nicht möglich, sich so zu bewegen, wie wir es hier tun. Im Irak dürfte ich als junge Frau gar nicht ohne Begleitung auf die Straße gehen. Wenn dort ein Mädchen allein unterwegs ist, kann es sein, dass es entführt wird und furchtbare Dinge mit ihr passieren. Nach fünf Uhr nachmittags kann man dort als Mädchen oder Frau nicht mehr nach draußen gehen.
In Österreich geht meine Mutter auch mal um elf Uhr am Abend auf die Straße. Auch was sie anhat, ist hier allen egal. In Bagdad werden Frauen, die sich kleiden wie in Österreich, von fremden Menschen auf der Straße angesprochen. Man sagt zu ihnen: ,Warum ziehst du dich so an?‘ So etwas kommt nicht vor.
Gestern war ich mit meiner Freundin im McDonald’s. Im Irak ist das verboten. Aber es war so toll. Ich liebe McDonald’s. Wir gehen auch gern ins Einkaufszentrum. Neulich habe ich mir eine Tasche gekauft. So etwas genieße ich hier sehr. Diese Freiheit hätte ich in meiner Heimat nicht. in Österreich
Ich gehe hier auch in die Schule. Dort gefällt es mir gut. Was ich schade finde, ist, dass ich dort mit vielen anderen Flüchtlingskindern in der Klasse bin. Wir sprechen sehr viel Arabisch miteinander. Ich hätte gerne mehr Kontakt mit österreichischen Schülerinnen und Schülern. Das würde mir helfen, die deutsche Sprache besser zu lernen.“