Salzburger Nachrichten

„Die Uhrzeit ist in Österreich ganz wichtig“

- 2144 Asylbewerb­er waren In Österreich wurden

mit Stichtag 3. Oktober im Bundesland Salzburg. 866 davon stammen aus Afghanista­n, 393 aus dem Irak, 134 aus dem Iran, 73 aus Syrien. bis Anfang September 9601 Asylanträg­e eingebrach­t. Im Vorjahr lag die Zahl zu diesem Zeitpunkt bei 17.000, im Jahr 2016 bei 33.000. „Ich stamme aus der afghanisch­en Hauptstadt Kabul. Ich war dort Englischle­hrer. In Kabul ist eigentlich alles anders als hier. Zum Beispiel der Verkehr: Dort fährt niemand mit dem Fahrrad so wie in Salzburg. Alle fahren mit dem Bus oder mit dem Taxi. Die Busse sind aber in Privatbesi­tz, es gibt kein öffentlich­es System. Deshalb sind die Busse dort auch sehr teuer.

Auch die Geschäfte sind ganz anders. Wenn du in Kabul zum Metzger gehst und Rindfleisc­h kaufen willst, bekommst du einfach ein großes Stück, das du selbst schneiden musst. Hier bekommst du, was du willst.

Was mich immer wieder verwundert, ist, wie wichtig die Uhrzeit in Österreich ist. Hier ist immer alles ganz pünktlich. Auch in die Arbeit gehen hier alle immer zu einer bestimmten Zeit. Ich habe jetzt auch eine Armbanduhr, die mir eine Verwandte geschenkt hat. In Afghanista­n ist das ganz anders. Auch in der Schule gibt es keine fixen Zeiten. Es gibt zwar private Schulen, da ist es so wie in Österreich. Aber in den öffentlich­en Schulen kann es auch einmal vorkommen, dass ein Lehrer nicht zum Unterricht erscheint. Dann gehen die Schüler wieder nach Hause.

Auch bei anderen Berufen ist das so. Man kann zu seinem Chef sagen: Ich habe morgen keine Zeit, ich kann nicht arbeiten. Und dann ist das in Ordnung.

In Österreich ist das natürlich ganz anders. Hier gehen alle jeden Tag in die Arbeit. Aber alle Österreich­er jammern, dass sie nicht gern in die Arbeit gehen. Irgendwo wundert mich das nicht: Wenn ich hier zur Arbeit gehe, fragt mich keiner: ,Abdul, wie geht es dir?‘ Die Menschen reden mit keinem Menschen, sondern machen nichts als arbeiten.

In Afghanista­n gehen alle gern in die Arbeit. Zum einen, weil sie froh sind, einen Job zu haben. Und dort redet man miteinande­r, die Stimmung ist gut.

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Abdul Samie (27, seit zweieinhal­b Jahren in Österreich) hat jetzt eine Mode-Armbanduhr.

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