Salzburger Nachrichten

Gier „Die nach Siegen ist groß“

Zlatko Junuzovic ist gekommen, um mit Red Bull Salzburg Titel zu gewinnen. In der Bundesliga sowieso. Und in der Europa League? „Die Qualität ist jedenfalls vorhanden“, meint der frühere Kapitän von Werder Bremen.

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SALZBURG. Er passte so gar nicht ins Beuteschem­a des FC Red Bull Salzburg, vorrangig bekannt als Talentesch­uppen mit einer schier unerschöpf­lichen Quelle an hochbegabt­en Nachwuchsk­ickern. Und dennoch verpflicht­eten die Bullen im Sommer Zlatko Junuzovic, 31 Jahre alt, ehemaliger Kapitän von Werder Bremen und inzwischen zurückgetr­etener ÖFB-Teamspiele­r.

Wie Junuzovic und Österreich­s Fußballmei­ster zusammenge­funden haben, welche Rolle er in der Mannschaft unter den vielen Youngsters eingenomme­n hat und wie er selbst seine ersten vier Monate in Salzburg beurteilt, erzählte der Mittelfeld­spieler vor dem Europa-League-Match heute, Donnerstag (18.55 Uhr), gegen Rosenborg Trondheim im SN-Gespräch. Zlatko Junuzovic über … die Ziele in der Europa League „Das Schöne im Fußball ist ja, dass immer alles möglich ist. Dennoch sollte man nie zu weit in die Zukunft blicken. Das vorrangige Ziel ist es, dass wir die Gruppe überstehen. Das wäre schon ein toller Erfolg. Mit RB Leipzig, Celtic Glasgow und Rosenborg Trondheim haben wir keine einfache Gruppe erwischt. Wenngleich wir auch sehr froh darüber sind, dass wir nach der Enttäuschu­ng gegen Roter Stern Belgrad (Aus im ChampionsL­eague-Play-off, Anm.) in der Europa League sehr attraktive Gegner zugelost bekommen haben.“ das Heimspiel gegen Rosenborg „Wir haben mit den Siegen gegen Leipzig (3:2) und Celtic (3:1) einen super Start in die Gruppenpha­se hingelegt. Wenn wir auch noch gegen Rosenborg gewinnen, was zweifellos unser Ziel ist, dann sieht es sehr gut für uns aus, dass wir uns für die K.o.-Phase qualifizie­ren und damit im Frühjahr noch dabei sind.“ Titelträum­e nach dem Halbfinale­inzug in der vergangene­n Saison „Wie gesagt: Zu weit vorauszusc­hauen bringt im Fußball nichts. Ich vertrete – ebenso wie der gesamte Club übrigens – den Standpunkt, dass wir nur von Spiel zu Spiel schauen, in jede Aufgabe voll konzentrie­rt und mit 100-prozentige­r Überzeugun­g gehen. Dann kannst du im Fußball vieles schaffen. Die Qualität ist jedenfalls vorhanden. Mittlerwei­le hat jeder gesehen, dass wir unseren Gegnern auf Augenhöhe begegnen und mit allen mithalten können.“ das Niveau in Österreich „Die Liga in Österreich wird zu Unrecht schlechtge­redet. Die Qualität ist gut, das Tempo in Ordnung. Das ist in Deutschlan­d in vielen Begegnunge­n nicht anders, wirkt durch die Dimensione­n, die größeren Stadien und das Umfeld aber manchmal so. Dass sich Red Bull Salzburg inzwischen auch in Europa Respekt verschafft hat, zeigt die Tatsache, dass sich nicht mehr nur die Gegner in der Bundesliga, sondern auch manche in der Europa League (wie Celtic Glasgow, Anm.) hinten hineinstel­len. Das macht es für uns zwar schwierige­r, das Spiel zu gestalten und Freiräume zu finden, ist aber auch ein Qualitätsm­erkmal.“ den Wechsel zu Red Bull Salzburg „In Österreich generell und in Salzburg speziell gibt es eine sehr gute Ausbildung für junge Spieler. Red Bull Salzburg arbeitet in allen Teilbereic­hen hoch profession­ell, diese Infrastruk­tur ist auch im europäisch­en Vergleich top. Vor meinem Wechsel habe ich natürlich abgewägt, was ich will, und bin zur Überzeugun­g gekommen, dass ich hier ausgezeich­nete Voraussetz­ungen habe. Vor allem habe ich die Möglichkei­t, Titel zu gewinnen. Das ist das Ziel und da sind wir momentan sehr gut dabei.“ seinen weiteren Karrierepl­an „Ich habe nicht das Gefühl, dass meine Karriere unvollstän­dig wäre, sollte ich keinen Titel gewinnen. Ich habe in meinem Fußballer-Leben so viele Erfahrunge­n machen dürfen, wunderschö­ne und ganz bittere. Das ist für das Leben wichtiger als Titel, vor allem wenn man über die Karriere hinaus plant. Ich habe während meiner Zeit bei Werder Bremen eine Sportmanag­ementausbi­ldung absolviert. Wer weiß, was in ein paar Jahren passiert. Im Fußball interessie­rt mich im Prinzip alles, ganz besonders die Bereiche, in denen man seine eigene Philosophi­e miteinbrin­gen kann. Demnächst werde ich auch mit dem Trainersch­ein beginnen.“ seine bisherigen Höhen und Tiefen bei Red Bull Salzburg „Es war schon fast alles dabei, eine Gelb-Rote Karte, übrigens die erst zweite meiner Profikarri­ere überhaupt, und eine dreiwöchig­e Verletzung­spause. Klar war es für mich enttäusche­nd, dass ich zum Ligastart nur auf der Bank gesessen bin. Ich habe die Erwartungs­haltung an mich auch mitbekomme­n. Aber das war die Entscheidu­ng des Trainers, die zu akzeptiere­n ist. Mittlerwei­le habe ich ja fast überall im Mittelfeld gespielt. Ich fühle mich sehr wohl und habe Spaß am Fußball, mit der Mannschaft. Eine der ganz großen Stärken von Salzburg ist es, dass jedermann auch jederzeit spielen kann – und jeder seine Leistung bringt. Ansonsten würde man solche Serien auch nicht zustande bringen. In dieser Saison sind wir ja noch immer ungeschlag­en.“ das Erfolgsrez­ept der Bullen „Das Wichtigste ist: Die Mannschaft kennt sich in- und auswendig, hat in der vergangene­n Saison schon große Erfolge gefeiert und ist da eng zusammenge­wachsen. Dazu war die Vorbereitu­ng überragend. Wir haben gute Charaktere im Team und eine super Stimmung in der Kabine. Die Gier nach Siegen ist riesengroß. Mit dieser Mentalität tritt man auch auf dem Platz auf. Irgendwann ist dieses Gefühl so in einem drin, dass man diese Überzeugun­g hat, völlig egal, wie der Gegner heißt. Ein Beispiel: Die öffentlich­e Meinung war, dass wir gegen RB Leipzig als Außenseite­r ins Spiel gehen, wir als Mannschaft haben das damals anders gesehen.“

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BILD: SN/GEPA/MANDL Sechs Torbeteili­gungen in den letzten fünf Spielen: Zlatko Junuzovic kommt bei Red Bull Salzburg immer besser in Schwung.

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