Salzburger Nachrichten

Das Recht kommt unter die Räder

- Martin Stricker MARTIN.STRICKER@SN.AT

In den USA werden Paketbombe­n an Gegner des Präsidente­n Donald Trump geschickt. Der Kronprinz in Riad lässt einen kritischen Journalist­en im saudischen Konsulat in der Türkei ermorden. Der russische Sowjetwied­ergänger Wladimir Putin schickt Agenten nach Großbritan­nien, um einen Vaterlands­verräter zu vergiften. In Syrien setzt der Kreml-Günstling Baschar al-Assad Giftgas gegen die eigene Bevölkerun­g ein.

Nun hat es politische Morde, Attentate und Großverbre­chen immer schon gegeben. Aber abgesehen davon, dass zumindest der im Westen lebende Teil der Menschheit bis vor Kurzem die Hoffnung haben konnte, diese Zeiten seien dank zivilisato­rischen Fortschrit­ts überwunden: Auch in der sogenannte­n großen Politik kommt das Recht als Grundlage des Miteinande­rs abhanden. China schert sich im Fall seiner Ansprüche im Südchinesi­schen Meer keinen Deut um internatio­nale Gerichtssp­rüche. Der Kreml hat sich, als gäbe es kein Völkerrech­t, einen Teil der Ukraine einverleib­t, und Donald Trump hält jegliches Recht grundsätzl­ich für ein Hindernis, außer es dient ihm.

Möglich wurde dies alles, weil sich erneut eine Atmosphäre der Straflosig­keit und des Faustrecht­s in der Politik ausbreitet. Freche Lügen wurden wieder salonfähig.

Dem kann nicht energisch genug entgegenge­treten werden. Respekt, das Recht und der Konsens darüber machen eine freie Gesellscha­ft aus. Das ist ein feines Gewebe. Es zerreißt leicht.

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