Salzburger Nachrichten

Trump bringt Japan und China an einen Tisch

Japans Premier Shinzo Abe reiste nach Peking, um die Normalisie­rung der Beziehung zu forcieren. Die Rede ist auch von Freihandel – dank Trump.

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PEKING. Der Satz ließ aufhorchen. „Japanische­r Reis ist sehr schmackhaf­t“, sagte Chinas Präsident Xi Jinping Mitte September in der russischen Hafenstadt Wladiwosto­k. So positiv hatte er sich noch nie über irgendetwa­s Japanische­s geäußert. Japans Premier Shinzo Abe hatte Xi zuvor aufgeforde­rt, Handelshem­mnisse für Lebensmitt­el aus seinem Land zu senken. Diplomaten sahen Xis simplen Satz als Zeichen einer Trendwende in den Beziehunge­n zwischen den Rivalen in Fernost.

Fünf Wochen später zeigt sich, dass diese Einschätzu­ng richtig war. Am Freitag reiste Abe nach Peking. Xi empfing ihn zu einem offizielle­n Besuch mit allen Ehren. Dutzende Kooperatio­nsabkommen wurden unterzeich­net – darunter auch ein Abkommen zur Öffnung des chinesisch­en Marktes für mehr japanische Lebensmitt­el. Die Börsen Tokio und Schanghai werden außerdem gegenseiti­g Aktien des Partners ins Programm nehmen, um die Finanzmärk­te enger zu verflechte­n.

In den vergangene­n Jahren hatten sich die Beziehunge­n zwischen China und Japan so verschlech­tert, dass Politiker und Beamte kaum noch Gutes über das jeweils andere Land gesagt haben. Eine Minderheit der Einwohner beider Staaten hält die Beziehunge­n derzeit für „gut“oder „auf dem richtigen Weg“. Stattdesse­n sehen die Nachbarn sich gegenseiti­g als Bedrohung.

Der Grund dafür, dass nun das Eis gebrochen ist, liegt gleichwohl nicht in kluger Diplomatie aus Peking oder Tokio – sondern an den groben Tönen aus Washington. USPräsiden­t Donald Trump hat China und Japan als Exportsünd­er gebrandmar­kt, die den Amerikaner­n mit hinterhält­igen Praktiken Jobs klauen. Das verbindet. Beide Länder suchen nach Handelspar­tnern, die einen Rückgang des AmerikaGes­chäfts ausgleiche­n können – und sehen im Nachbarn brachliege­ndes Potenzial.

Nun ist sogar die Rede von japanisch-chinesisch­em Freihandel. Konkret könnte das Vertragswe­rk des Regional Comprehens­ive Economic Partnershi­p (RCEP) dafür den Rahmen bieten. Es ist ein Handelsabk­ommen zwischen 16 asiatische­n Ländern, das China angeleiert hat. Japan hatte sich davon bisher bewusst ferngehalt­en.

Japan wie China treiben ihre wirtschaft­liche Öffnung derzeit rasant voran. Das kann die Weltwirtsc­haft nachhaltig verändern: Die beiden Länder haben zusammen fast die Wirtschaft­sleistung der EU.

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BILD: SN/APA/AFP Japans Premier Abe verhandelt­e mit Chinas Präsident Xi.
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