Wer nicht raucht, begeht Mord an der Romantik
Rauchen ist aus der Mode. Das ist schlecht für die Romantik. Wer raucht, hat zum Beispiel ein Feuerzeug in der Hosentasche. Damit wird man bei Live-Konzerten Teil der Romantisierung, wenn der Springsteen „I’m on Fire“singt oder der Elton John „Candle in the Wind“. Im Takt der Romantik bewegt man sich dann immer gefährlich nahe einer Fingerbrandwunde. Diesbezüglich leistet die Nichtrauchgesetzgeberei schon einen ordentlichen Dienst an der Gesundheit. An der Romantik verübt sie hingegen Mord. „Beim nächsten Song will ich alle eure Handylichter sehen“, sagt Rapper Brebo, das Aufwärmprogramm des Konzerts von Mike Singer (Kennen Sie nicht? Schauen Sie auf die nächste Seite). Das junge Publikum folgt dem Befehl ganz brav.
Gegen diesen Fortschritt ist nichts zu sagen. Nie haben alle Besucher eines Konzerts geraucht. Also hatten auch nicht alle ein Feuerzeug dabei. Die Lichtermeere blieben oft löchrig. Bei Handys ist das anders. Das Maschinenlichtmeer ist so dicht, dass man dann gar nicht mehr auf die Bühne sieht.
Trotzdem: Wer kuschelt denn schon vor einem digitalen Kaminfeuer, das der Laptop auf einen Bildschirm zaubert? LagerfeuerRomantik am MacBook hat auch noch keinen inspiriert – so wie früher beim Pfadfinderlager –, mit der Klampfe Folksongs zu singen und Herzen zu erobern. Es war romantischer, als noch mehr Leute Feuer, und also wärmendes Licht, dabeihatten. So ein Handylicht steht während eines Liebeslieds in einem Konzert in einem ähnlichen Verhältnis zur Romantik wie ein Porno zu wahrer Liebe.