Ist bald immer Sommerzeit?
In der Nacht auf Sonntag ist es wieder einmal so weit: Wir drehen die Uhr um eine Stunde zurück auf Normalzeit. Es könnte in Österreich die vorletzte Zeitumstellung seit 1996 sein.
Am Sonntag, dem 28. Oktober, wird die Uhr um drei Uhr nachts auf zwei Uhr zurückgestellt. Das könnte für EU-Länder das vorletzte Mal sein, dass auf die gesetzliche Normalzeit umgestellt wird. Manche Menschen nennen die Normalzeit auch gern „Winterzeit“, weil sie heute in den Wintermonaten gültig ist. Es gibt EU-Pläne zur Abschaffung der Zeitumstellung, aber es herrscht Durcheinander. Laut den aktuellen Plänen würden am 31. März 2019 das letzte Mal die Uhren in den EU-Staaten verpflichtend umgestellt. Beim nächsten Termin, dem 27. Oktober 2019, wäre die Zeitumstellung für die Mitgliedsstaaten freiwillig. Dann würde es jedem einzelnen EU-Land überlassen bleiben, ob bei ihm dauerhaft Sommeroder Winterzeit gilt.
Eingeführt wurde die Sommerzeit schon einige Male in Österreich, zuletzt 1996. Durch den halbjährlichen Wechsel soll das Tageslicht besser genutzt werden, heißt das Argument der Befürworter. Der tatsächliche Nutzen ist jedoch umstritten. Mehrere Studien zu diesem Thema ergaben, dass zum Beispiel die energetischen Aspekte bei der Zeitumstellung kaum ins Gewicht fallen. Viele Menschen klagen stattdessen über Antriebslosigkeit und Schlafprobleme.
Das Zeitchaos, das nun innerhalb der EU droht, begann damit, dass die EU-Kommission vor etwa einem Jahr vorschlug, das Drehen an der Uhr abzuschaffen. Stattdessen soll jeder EU-Staat selbst entscheiden dürfen. In einer EU-Online-Umfrage sprachen sich 84 Prozent der Teilnehmer für die Abschaffung der Zeitumstellung aus. Die meisten plädierten für eine dauerhafte Sommerzeit. 4,6 Millionen Antworten gingen bei der EU-Kommission ein. Das ist wohl ein Rekord für diese Art von Befragungen, aber es hatte sich immer noch weniger als ein Prozent der EU-Bürger daran beteiligt. Dennoch erklärte EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker zur Überraschung aller: „Die Leute wollen das, also machen wir das.“
Europa erstreckt sich momentan über vier Zeitzonen. Eine Zeitzone ist ein sich zwischen Süd und Nord erstreckendes, aus mehreren Staaten (und Teilen von größeren Staaten) bestehendes Gebiet, in dem die gleiche Uhrzeit gilt. Dass die Erdkugel in Zeitzonen eingeteilt ist, hat etwas mit der Rotation der Erde zu tun, wird also nicht willkürlich bestimmt.
Seit 1996 haben alle EU-Mitgliedsstaaten jeweils Ende März eine Stunde auf Sommerzeit vorund Ende Oktober eine Stunde auf Normalzeit zurückgestellt. Doch jetzt sprechen sich die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen, die Mitteleuropa eine Stunde voraus sind, für dauerhafte Sommerzeit aus. Auch Österreich will dauerhafte Sommerzeit und zuletzt sprach sich der deutsche Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier für dauerhafte Sommerzeit aus. Die Slowakei will permanente Winterzeit. Portugal möchte den halbjährlichen Wechsel beibehalten.
Das Zeitchaos in Europa scheint bald perfekt zu sein.