Der Wiederanstieg des Medienvertrauens ist schlecht für Trump
Während in den USA das Medienvertrauen wieder wächst, gefährdet es in Österreich der Paarlauf von Politik und Boulevard.
In zehn Tagen wählen die USA. Seit den fast durchwegs falschen Prognosen von 2016 wagt kaum jemand, den Ausgang dieser Midterm Elections vorherzusagen. Ein Hinweis aber findet zu wenig Beachtung: Die Glaubwürdigkeit der Medien ist schlagartig gestiegen.
2016 ermittelte das Gallup-Institut den tiefsten Wert für diese seit 1972 gestellte Vertrauensfrage. Nur 32 Prozent der Amerikaner glaubten noch, dass Medien vollständig, genau und fair informieren: zwar mehr als die Hälfte der Demokraten, aber kaum noch ein Republikaner (51%:14%). Das Wahlergebnis und dessen mangelnde Vorhersage hatten eine Ursache darin, dass die Masse der Trump-Macher sich von etablierten Informationsquellen abwandte.
2017 verschärfte sich diese Spaltung. Der Wiederanstieg des Medienvertrauens auf 41 Prozent war nur den Demokraten zu verdanken. Die Republikaner stagnierten im Argwohn vom Vorjahr. Die Kluft (72%:14%) zwischen den Parteigängern war weiter gewachsen.
2018 gibt es eine Trendumkehr. Gallup berichtet vom höchsten Medienvertrauen der Demokraten seit 1997, dem Beginn seiner parteilichen Aufschlüsselung. Bei den Republikanern ist es innerhalb eines Jahres um die Hälfte gestiegen (76%:21%). Insgesamt glauben wieder 45 Prozent der Amerikaner den Medien.
Dieser Wert wie zu Barack Obamas besten Zeiten ist schlecht für Donald Trump. Denn wer Medien vertraut, kann ihm kaum vertrauen. Doch es ist unvorhersehbar, ob die republikanischen Kandidaten bei den Halbzeitwahlen sich davon entkoppeln können. Der Wunsch ist der Vater solcher Gedanken.
Als das Wünschen nicht mehr geholfen hat, ließ eine durch die US-Trends alarmierte Europäische Kommission die Glaubwürdigkeit von Medien ermitteln – mit tiefem Aufatmen im Herbst 2016: Im Schnitt der EU 28 lag sie bei 52, in Österreich gar bei 72 Prozent. Doch nun gibt es die nächste Gegenentwicklung: Laut groß angelegter europäischer Wertestudie vertraut bloß noch ein Drittel der Österreicher der Presse. Sie liegt beim Institutionenvertrauen auf dem vorletzten Platz – nur knapp vor den Parteien. Beide Platzierungen sind auch die Folgen eines politischen Schulterschlusses mit dem Boulevard. Und beide Vertrauensverluste sind für die Demokratie eine große Gefahr. Peter Plaikner