Salzburger Nachrichten

Um die Löhne wird hart gerungen

Der von den Gewerkscha­ften angekündig­te heiße Herbst beginnt Gestalt anzunehmen. In allen Unternehme­n der Metallindu­strie und des Bergbaus wird es ab nächster Woche Betriebsra­tsversamml­ungen geben.

- SN, APA

Anstatt sich näherzukom­men, ist es offenkundi­g, dass sich die Fronten bei den richtungsw­eisenden Metaller-Kollektiv-Verhandlun­gen immer mehr verhärtet haben. Betriebsra­tsversamml­ungen vom 1. bis zum 7. November sind beschlosse­n – in allen Betrieben der Metallindu­strie und des Bergbaus. Damit erhöhen die Arbeitnehm­ervertrete­r den Druck auf die Arbeitgebe­rseite, die sich nicht zu den Versammlun­gen äußern wollte.

Aus Verhandler­kreisen der Arbeitgebe­r hieß es auf Nachfrage aber immerhin, man sei für Gespräche bereit, die Kanäle auf Experteneb­ene seien offen. Vor 8. November sei aber keine große Verhandlun­gsrunde möglich. Eine solche haben die Gewerkscha­fter von GPA-djp und PRO-GE am Donnerstag in ihrer Resolution aber gefordert. Das „Hinauszöge­rn“der weiteren Verhandlun­gen sei eine „Verhöhnung“der Arbeitnehm­er, so die gewerkscha­ftliche Kritik.

„Das gesamte Forderungs­paket der Gewerkscha­ft würde eine zweistelli­ge Prozentzah­l kosten, das ist unannehmba­r, ja absurd“, sagte ein Arbeitgebe­rvertreter. Bei der Arbeitnehm­erseite klingt die Argumentat­ion für ein Lohn-/Gehaltsplu­s von 100 Euro plus umfangreic­hen Zugeständn­issen für die neuen Arbeitszei­tregeln anders. Die Arbeitgebe­r werden als Besteller des neuen Arbeitszei­tregimes gesehen und dafür hart kritisiert: „Die Arbeitgebe­r wollen jetzt nichts mehr wissen von ihrer Bestellung. Aber wer etwas bestellt, der muss auch bezahlen. Dafür treten wir ein, dass diese Bestellung bezahlt wird“, sagte Karl Dürtscher (GPA-djp) bei einer von sieben österreich­weiten Betriebsra­tskonferen­zen in Vösendorf. Die Arbeitgebe­r wollten den Arbeitnehm­ern jenen Teil der guten Wirtschaft­slage nicht geben, der ihnen zustehe. „Gehen wir den Kampf gemeinsam an, dann werden wir erfolgreic­h sein.“

In einer Resolution, die von den Metallindu­strie-Betriebsrä­ten verabschie­det wurde, heißt es: „Trotz einem wirtschaft­lichen Rekordjahr haben die Arbeitgebe­r nur 2,02 Prozent Lohn- und Gehaltserh­öhung angeboten, was lediglich der Inflations­abgeltung entspricht. Die Arbeitgebe­r wollen die Arbeitnehm­er/-innen nicht an der von ihnen erwirtscha­fteten Wertschöpf­ung teilhaben lassen.“Und weiter: „Das ist eine Verhöhnung der Beschäftig­ten. Wir halten an unserer Forderung nach fünf Prozent Lohn- und Gehaltserh­öhung fest.“Zwölf Stunden arbeiten am Stück sei gesundheit­sgefährden­d und familienfe­indlich, sagte Dürtscher.

Auch für den Handel wollen die Arbeitnehm­ervertrete­r bei den am Dienstag startenden KV-Verhandlun­gen für die rund 407.000 Angestellt­en und 15.000 Lehrlinge eine „ordentlich­e reale“Gehaltserh­öhung erreichen. Die Gewerkscha­ft verweist auf die gute Umsatz- und Gewinnentw­icklung in der Branche. Die Angestellt­en müssten „vom goldenen Herbst profitiere­n“, fordert Franz Georg Brantner, Verhandlun­gsleiter der Arbeitnehm­ervertrete­r.

Bei der Bahn gibt es bisher zwar keine Kollektivv­ertrags-Einigung, doch die Arbeitgebe­r setzen auf freiwillig­e Lohn- und Gehaltserh­öhungen: Der Fachverban­d Schienenba­hnen in der Wirtschaft­skammer empfahl eine Erhöhung um drei Prozent ab 1. Oktober, was durchgerec­hnet 2,4 Prozent ergibt. ÖBB, Westbahn und andere wollen dem folgen. Die Gewerkscha­ft vida sieht darin eine „Alibiaktio­n“und „Unverschäm­theit“.

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