Salzburger Nachrichten

Eine Chance für Roma-Kinder

Welche Erfahrunge­n die Diakonie in Siebenbürg­en mit ihrem Tageszentr­um für junge Menschen bisher gesammelt hat, und wie es weitergehe­n kann.

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DUMBRĂVENI. Glanz und Elend liegen auch in Rumänien dicht beieinande­r. Siebenbürg­en glänzt mit schöner Landschaft sowie reizvollen Dörfern und Städten wie dem historisch aufsehener­regenden Hermannsta­dt (Sibiu). Es war 2007 europäisch­e Kulturstad­t, im kommenden Jahr wird hier ein informelle­r EU-Gipfel stattfinde­n so wie heuer im Herbst in Salzburg. Die Rumänen sind stolz auf ihre Mitgliedsc­haft in der Europäisch­en Union, allerorten weht die Flagge mit den zwölf Sternen.

Mit Geld aus Brüssel wurde viel in die Erhaltung der Bausubstan­z und in die Infrastruk­tur investiert. Die Straßendör­fer präsentier­en sich bunt und sauber. In letzter Zeit kommen vermögende Bürger aus ganz Europa, um sich ein Stück kleines Paradies zu kaufen. Es gibt erste Gegenbeweg­ungen.

Hinter den Kulissen sieht es teilweise trostlos aus. Vor allem in den vielen Roma-Siedlungen. Präsentier­t sich das 8000-EinwohnerS­tädtchen Dumbrăveni auf den ersten Blick recht annehmlich, so entdeckt man auf den zweiten auf einer kleinen Anhöhe über dem Ort eine aus dem Boden wachsende Barackensi­edlung. Bürgermeis­ter Emil Dârloşan spricht von 300 Einwohnern in Behausunge­n ohne Genehmigun­g, ohne Wasseransc­hluss, ohne offizielle­n Stromansch­luss (er wird einfach von der nächstbest­en Straßenlei­tung abgezapft), ohne Kanal. Unter diesen Umständen werden Menschen krank. Heuer ging eine Hepatitis-Epidemie um. Der Bürgermeis­ter will für die Roma eine neue Siedlung. Doch die Mehrheit in der Gemeinde ist dagegen.

Seit dem Sommer 2015 kommt ein Funken Hoffnung für die Kinder dieser Roma-Siedlung aus Österreich, vor allem aus Salzburg. Unter Federführu­ng des Diakoniewe­rks (Unterstütz­ung Caritas, Land Salzburg, Stadt Salzburg, Erzabtei St. Peter, Rotes Kreuz, Salzburger Festspiele und „Salzburger Nachrichte­n“) wird hier von einheimisc­hen Fachkräfte­n ein Tageszentr­um für Kinder betrieben. Es gibt alles, was die Kinder in ihren trostlosen Hütten selten finden: Essen, Lernhilfe, Spiele, Hygiene, Zähneputze­n, Zuneigung, eine Waschmasch­ine, Grundstoff­e einer guten Entwicklun­g. Der Weg soll über die Schule zu einer Ausbildung und einem Leben in Würde und einem angemessen­en Wohlstand führen und nicht zum Betteln auf europäisch­en Straßen.

Eva Gyerko leitet das Tageszentr­um. Sie beherrscht gegenüber den Kindern das notwendige Wechselspi­el zwischen Strenge und Wärme. Sie betreut die Kinder in der Zeit zwischen 12 und 17 Uhr. Gegenüber deren Eltern muss sie immer wieder argumentie­ren, warum es wichtig ist, den Kindern die Chance auf Bildung und damit eine Zukunft zu geben.

Es gelingt. Josef Scharinger, Vorstand des Diakoniewe­rks, und Michael König, Chef in Salzburg und Tirol, können sich von den Fortschrit­ten der Arbeit persönlich überzeugen. „Vor zwei Jahren waren die Kinder noch innerlich aufgewühlt, konnten nicht einmal beim Essen ruhig sitzen, wurden aggressiv“, berichtet Scharinger. „Aber jetzt, eine helle Freude, sie sind höflich, neugierig, lernen“, ergänzt Michael König. „Das Projekt beginnt zu greifen.“

Das Tageszentr­um befindet sich in einem Haus im Zentrum von Dumbrăveni, das der Diakonie gehört. Bis zu 25 Kinder können hier betreut werden. Die Kosten werden allesamt aus Spenden abgedeckt. Eva Gyerko, die Leiterin, stammt selbst aus einer Roma-Familie. Das Zentrum ist offen für alle Kinder.

Die Salzburger Festspiele unterstütz­en das Projekt. Die Künstler treten immer wieder auch kostenlos auf, um solche Spendenakt­ionen zu ermögliche­n. Präsidenti­n Helga Rabl-Stadler bringt den Kindern Buntstifte und Bastelmate­rial mit. Sie ist überzeugt vom Sinn des Projekts. Vor allem die Nachhaltig­keit ist ihr wichtig. „Da geht es nicht darum, auf die Schnelle ein paar Euro zu überweisen, um das Gewissen zu beruhigen. Das hier ist harte, gute Basisarbei­t mit Kindern, denen damit die Chance auf eine gute Zukunft eröffnet wird.“

Ein Spendenkon­to ist beim Diakoniewe­rk Gallneukir­chen Spendenver­ein eingericht­et. Verwendung­szweck: „Dumbraveni“. IBAN AT84 2040 4000 4040 4089 BIC SBGSAT2SXX­X

„Das Projekt beginnt zu greifen.“

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BILDER: SN/NEUMAYR/LEOPOLD/PER (3) Festspielp­räsidentin Helga Rabl-Stadler machte sich in Dumbrăveni selbst ein Bild vom Projekt für Kinder aus der Roma-Siedlung.
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Michael König, Diakonie

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