Salzburgs Täler kämpfen um ihre Hausärzte
Im Lammertal und im Gasteiner Tal können Arztstellen nicht nachbesetzt werden. Versorgungsnetzwerke sollen die Situation entschärfen.
Viktor Schwab fühlt sich noch fit genug für die Arbeitswelt. Im Juni feierte der Abtenauer Allgemeinmediziner seinen 70. Geburtstag. In Ermangelung eines Nachfolgers wurde der Kassenvertrag noch bis Ende des Jahres verlängert. „Ich bin mit Leib und Seele Mediziner. Ich konnte meine Patienten nicht im Stich lassen“, sagt Schwab. Trotzdem ist klar, dass er bald eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger braucht.
Wenn ein Arzt seinen 70. Geburtstag erreicht, muss seine Stelle neu ausgeschrieben werden. Die Ausschreibung für die Stelle von Viktor Schwab läuft mittlerweile österreichweit. Bewerber gibt es seit Juni keinen einzigen. Die Kollegen von Viktor Schwab erfüllt das mit Sorge um die Zukunft der hausärztlichen Versorgung im Lammertal. Derzeit gibt es vier Allgemeinmediziner mit Kassenvertrag, die für die Versorgung der Tennengauer Region zuständig sind.
Einer von ihnen ist Norbert Stöckl. Er fürchtet, dass er mit seinen anderen Lammertaler Kollegen bald die Patienten von Schwab mitbetreuen muss. „Sein Vertrag kann ja nicht ewig verlängert werden. Wenn die Stelle länger offen ist, müssen wir die Patienten übernehmen.“Für die Mediziner sei das insofern problematisch, als es für sie ja Limits für die Abgeltung von Leistungen gebe. „Wenn ich aber mehr Patienten habe, muss ich ja auch mehr Personal einstellen. Das würde dann bedeuten, dass ich für mehr Arbeit ein Defizit anhäufe.“
Für Norbert Stöckl liegt es auf der Hand, warum sich mittlerweile für Stellen wie jene im Lam- mertal nur schwer Nachfolger finden. „Viele junge Kollegen trauen sich nicht drüber. Sie haben Angst davor, als Einzelkämpfer 50, 60 Stunden pro Woche arbeiten zu müssen.“
Im Lammertal arbeitet man deshalb mit Hochdruck daran, die Bedingungen für mögliche Nachfolger so günstig wie möglich zu gestalten. Mit dem bereits bestehenden Abtenauer Ärztezentrum habe man dazu ideale Voraussetzungen, sagt Stöckl. „In unserem Gsundhaus arbeiten wir bereits jetzt mit Fachärzten und anderen Berufsgruppen zusammen. Diese Zusammenarbeit soll künftig verstärkt werden.“
Derzeit arbeite man im Lammertal an einem Zusammenschluss von Ärzten, Pflegeberufen und Sozialarbeitern zu einem Primärversorgungsnetzwerk. Die Lammertaler Ärzte erfüllen damit auch einen gesetzlichen Auftrag. Denn laut einem Bundesgesetz soll es in Salzburg bis zum Jahr 2021 vier Primärversorgungseinheiten geben. Ziel des Gesetzes zur Errichtung von solchen Netzwerken war es, den niedergelassenen Medizinbereich und die wohnortnahe Gesundheitsversorgung zu verstärken.
Für Norbert Stöckl geht es dabei auch darum, die Arbeitsverhältnisse für Ärzte zu verbessern. „Es geht bei diesen Netzwerken nicht darum, Ärzte zu ersetzen. Aber es gibt viele Tätigkeiten, die andere Berufsgruppen erfüllen können, ohne dass es einen Qualitätsverlust gibt.“
Ein klassisches Beispiel sei et-