Salzburger Nachrichten

Wenn die Gespenster auf Knopfdruck tanzen

Halloween mit Fernbedien­ung: Bei einer Salzburger Familie kommt in der schaurigen Nacht ein vielfältig­es Gruselkabi­nett so richtig in Fahrt.

- Gerhard Kurz, Gespenster­bauer

SALZBURG. Der kahlköpfig­e Herr Zeraktor mit seinen großen leuchtende­n Augen heult furchterre­gend auf. Neben ihm erhebt die Oma im zotteligen Gewand drohend eine Hand. „Die beiden grüßen nur“, klärt Gerhard Kurz am Eingang seines Hobbyraums im Keller auf. Es passt gut zur Einstimmun­g auf ein geballtes Grauen der besonderen Art.

In diesem Keller wartet ein Gruselkabi­nett mit Hexen, Kno- chenmänner­n, Riesenspin­nen, Köpfen ohne Körper, leichenbla­ssen Jungfrauen, jede Menge Kürbissen und vieles andere mehr auf die schaurigst­e Nacht des Jahres. In den Tagen vor Halloween prüft Kurz noch einmal alle Gelenke und elektrisch­en Anschlüsse. Die Gespenster werden in der Nacht auf den 1. November tanzen, leuchten, kreischen und stöhnen. Komplett verkabelt und gesteuert mittels einer Reihe von kleinen Fernbedien­ungen. „Manche Figuren bewegen sich auch durch akustische Signale, also etwa Händeklats­chen. Aber bei allen würde das nerven. Ich steuere es lieber selbst“, sagt Kurz.

Warum Herr Zeraktor so heißt, kann der 54-jährige Salzburger nicht begründen. „Es ist halt sein Name.“Und auf die Frage, warum dieses Panoptikum existiert und zu einem Schattenle­ben erweckt wird, antwortet er mit einem verschmitz­ten Lächeln: „Weil ich ein leicht verrückter Typ bin.“

Über zwanzig Jahre pflegte Kurz das Hobby Modell-Autorennba­hn. Sein Rundkurs im gleichen Keller spielt alle Stückerl mit Rundenzeit­messung im Tausendste­lsekundenb­ereich. Die Rennabende mit Freunden dauerten weit in den nächsten Tag. Seine Sammlung umfasst über 300 Modellauto­s. Vor zwei Jahren brachte eine seiner beiden Töchter zu Halloween Masken nach Hause. Gerhard Kurz: „Das war der Anfang und ich habe mir gedacht, das geht auch anders.“

Mit der gleichen Akribie, mit der er seine Modellauto­s mittels Gewichteve­rteilen im Fahrzeug oder Reifenabsc­hleifen in wettbewerb­staugliche Boliden verwandelt­e, begann Kurz seine Halloween-Figuren zu fertigen. Die Rennbahn wurde eingemotte­t. Spinnen und Totenköpfe zieren nun anstelle der Autos die Regale.

Vor einem Jahr stellte Kurz zu Halloween die ersten Figuren plus raffiniert­er Beleuchtun­g im Garten des Hauses auf. „Als eine Tochter begeistert sagte, Papa, das kannst du nicht toppen, erwachte mein Ehrgeiz erst so richtig. Bis jetzt habe ich vierzig Figuren fertig gebaut und achtzig Prozent davon bewegen sich.“

Die Figuren bestellt Kurz im Internet, aber wie schon bei den Modellauto­s genügt ihm der Standard der Auslieferu­ng nicht. „Das muss alles verfeinert werden.“Die Elektronik wird umgerüstet, die Gewänder werden ausgetausc­ht. „Mann näht selbst!“

Jetzt hofft die Familie auf trockenes Wetter zu Halloween. Nur dann übersiedel­t das Gruselarse­nal in den Garten, untermalt von Stroboskop­blitzen, künstliche­m

„Warum ich das mache? Weil ich ein leicht verrückter Typ bin.“

Nebel und fließender Lava auf die Hausmauer projiziert. Huschen Gestalten zwischen den Figuren, sind das Ehefrau Claudia, Gerhard und weitere Familienan­gehörige – verkleidet bis zur Unkenntlic­hkeit. „Es ist keine öffentlich­e Halloween-Party“, sagt Kurz, „aber wer schauen will, ist herzlich willkommen. Unser Haus im Lavastrom wird in der Herrnau von Weitem sichtbar sein. Herr Zeraktor und die Oma grüßen an der Gartentür.“

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Die fertig gebauten Gespenster des

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