Salzburger Nachrichten

Arm und krank: Die Caritas leistet Hilfe

Eine Studie der Caritas Salzburg zeigt die enge Verbindung zwischen Armut und Krankheit.

- SALZBURG. Johannes Dines, Caritas Direktor 37.000 Personen

Karin* war gerade mit ihrem Sohn beim Arzt. Der kleine Robert* hat eine starke Sehbehinde­rung und braucht eine neue Brille. Schon wieder. Karin weiß nicht mehr, wie sie die bezahlen soll, denn die Krankenkas­se übernimmt die Kosten nicht mehr vollständi­g.

Die eigentlich notwendige, aber teure Zahnbehand­lung für sich selber streicht sie bereits gedanklich, denn ihre alte Wohnung muss ja auch noch vor dem Winter saniert werden. Karin ist Alleinerzi­eherin mit zwei Kindern. Obwohl sie eine Arbeit hat, reicht das Geld kaum bis zum Ende des Monats. Hilfesuche­nd hat sie sich an die Caritas Sozialbera­tung gewandt und bekam Unterstütz­ung bei der Bewältigun­g der medizinisc­hen Kosten.

„Die Menschen, die in die Caritas-Sozialbera­tung kommen, haben meist keinen anderen Aus- weg mehr“, sagt Caritas-Direktor Johannes Dines. In der Sozialbera­tung bekommen sie Beratung und Hilfe. Rund 200 Mal half die Caritas Salzburg im letzten Jahr in der Stadt Salzburg bei gesundheit­lichen Belangen. Die Zahl der Menschen im Bundesland Salzburg, für die eine neue Brille oder eine dringend notwendige Zahnkrone schlichtwe­g nicht leistbar ist, ist hoch. Rund 82.000 Menschen in Salzburg gelten aufgrund ihres Einkommens als armutsoder ausgrenzun­gsgefährde­t: Alleinerzi­eher/-innen, Menschen mit mehreren Kindern, mit Migrations­hintergrun­d, Arbeitslos­e, Wohnungslo­se und Ältere. „Soziale Ungleichhe­it und gesundheit­liche Ungleichhe­it im Bundesland Salzburg“heißt eine neue Studie der Caritas Salzburg. Sie zeigt auf, dass Armut und Gesundheit im engen Zusammenha­ng stehen. Denn wer finanziell schlechter­gestellt ist, zieht auch in gesundheit­lichen Belangen öfter den Kürzeren.

32.000 Salzburger­innen und Salzburger geben an, über einen schlechten Gesundheit­szustand zu verfügen. Von Armut betroffene Menschen sind überpropor­tional häufig betroffen.

Dass Armut körperlich und vor allem psychisch belastet, lässt sich leicht nachvollzi­ehen. Existenzie­lle Unsicherhe­it löst chro-

„Die Menschen, die in die Caritas-Sozialbera­tung kommen, haben meist keinen anderen Ausweg mehr.“ Armut macht krank und Krankheit macht arm

nischen Stress aus, eine schlechte Wohnsituat­ion, einseitige Ernährung, wenig Haushaltsb­udget und fehlendes Wissen über Gesundheit­s- und Vorsorgean­gebote tun ihr Übriges.

Doch es geht auch umgekehrt. Gesundheit­liche Einschränk­ungen und Krankheit führen Menschen nicht selten in Notsituati­onen. Vermehrt verlieren Menschen ihre Arbeit aufgrund einer Erkrankung. Ein Blick auf die Einkommens­situation zeigt: Ein Drittel der armutsgefä­hrdeten Österreich­erinnen und Österreich­er ist chronisch krank.

Robert Buggler, Autor der Caritas-Studie, appelliert: „Gerade bei Kindern ist es wichtig, frühzeitig und präventiv zu helfen. Damit aus chronisch kranken Kindern nicht chronisch kranke Erwachsene werden.“ *Namen von der Redaktion geändert.

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BILD: SN/WILDBILD/CARITAS SALZBURG In der Sozialbera­tung bekommen Menschen in Not Beratung und Hilfe.

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