Trauer um Tote in Synagoge
US-Präsident Donald Trump verurteilte das Massaker, das ein Antisemit in Pittsburgh angerichtet hat. Mit den liberalen Waffengesetzen habe die Tat wenig zu tun.
Es ist der wohl tödlichste antisemitische Gewaltakt der US-Geschichte: Ein schwer bewaffneter 46-Jähriger hat am Samstag in einer Synagoge in Pittsburgh um sich geschossen und mindestens elf Menschen getötet. Sechs weitere Menschen wurden verletzt, darunter vier Polizisten. Der Täter wurde bei einem Schusswechsel verletzt und festgenommen. Er hatte während einer Zeremonie zur Namensgebung für ein Baby das Feuer eröffnet. Dabei soll er „Alle Juden müssen sterben!“gebrüllt haben. Nach Behördenangaben war der Mann mit einem Sturmgewehr AR-15 und mindestens drei Handfeuerwaffen, darunter Pistolen des österreichischen Herstellers Glock, ausgerüstet. Robert B. war bislang unauffällig. Er lebte etwa 25 Autominuten von der „Tree of Life“-Synagoge entfernt.
Robert B. hatte nach ersten Ermittlungen seit Jänner einen Account auf einer Plattform, die für ihre rassistischen und rechtsextremen Einträge bekannt ist. Dort war er offenbar regelmäßig aktiv. So postete er: „Juden sind die Kinder Satans.“Weiters hieß es, die „dreckigen teuflischen Juden“brächten die „dreckigen teuflischen Muslime“ins Land. Der 46-Jährige war ein Anhänger von Verschwörungstheorien. Trump habe er aber nicht gewählt, schrieb er. Nur wenige Stunden vor dem Attentat verfasste der Mann einen Eintrag zur jüdischen Flüchtlingshilfsorganisation Hias: „Hias holt gern Eindringlinge, die unsere Leute töten. Ich kann nicht sitzen bleiben und zusehen, wie meine Leute abgeschlachtet werden. Scheiß auf eure Sichtweise, ich gehe jetzt rein.“
Nach Angaben des FBI handelte der Mann allein. Er war registrierter Waffenbesitzer und verfügte über ein ganzes Arsenal.
US-Präsident Donald Trump verurteilte die „bösartige antisemitische Attacke“und rief zur Solidarität mit den Juden in den USA und zum Kampf gegen Antisemitismus und Hass auf.
Mit den liberalen Waffengesetzen habe das Blutbad wenig zu tun, betonte Trump. Im Gegenteil: Wenn es Verteidigung in der Synagoge gegeben hätte, wäre das Resultat anders. „Ein Verrückter ging hinein und sie hatten keinen Schutz“, sagte der Präsident. „Bewaffnete Posten hätten ihn sofort stoppen können.“
Trump kündigte an, bald nach Pittsburgh zu reisen, und ordnete an, die Flaggen vor öffentlichen Gebäuden in den USA bis kommenden Mittwoch auf halbmast zu setzen.
Der Angriff auf die Synagoge wurde international scharf verurteilt. „Ich trauere um die Toten von Pittsburgh, die offenbar Opfer von blindem antisemitischen Hass wurden“, ließ die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel erklären. „Wir alle müssen uns dem Antisemitismus entschlossen entgegenstellen – überall.“
Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zeigte sich „zutiefst schockiert über das abscheuliche antisemitische Verbrechen in Pittsburgh, das ich auf das Schärfste verurteile“. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu äußerte sich erschüttert über die „schreckliche antisemitische Brutalität“. Auch UNO-Generalsekretär António Guterres verurteilte die Tat.
Es handelt sich bereits um den zweiten offenbar politisch motivierten Gewaltakt, der die USA in der Schlussphase des Wahlkampfs für die Kongresswahlen am 6. November erschüttert. In den Vortagen waren 13 Briefbomben abgefangen worden, die an prominente Trump-Kritiker gerichtet waren, unter ihnen ExPräsident Barack Obama und die ehemalige Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton. Der Versender der Sprengsätze, ein 56jähriger Trump-Fanatiker aus Florida, war am Freitag festgenommen worden. Seit dem Auftauchen der Bomben sieht sich Trump mit verschärften Vorwürfen konfrontiert, er trage mit seiner aggressiven Rhetorik zur Aufheizung des politischen Klimas bei. Nach der Attacke auf die Synagoge kündigte er an, er wolle einen anderen Ton anschlagen. Er hielt nicht lange durch. Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Illinois nannte er seine Kritiker „sehr dumme Menschen“.