Nigeria – ein Land mit besten Voraussetzungen
Unter den 190 Millionen Einwohnern bildet sich nur langsam eine Mittelschicht heraus.
Mit 190 Millionen Einwohnern erhebt Nigeria einen Führungsanspruch unter den 54 Ländern Afrikas. Stark ist das Land etwa im Bereich Mobiltelefone und bei FinTechs, internetbasierten Unternehmen, die zunehmend Funktionen von Banken übernehmen. Damit ist Nigeria wie andere Länder des Kontinents auf dem besten Weg, in manchen Infrastrukturbereichen direkt ins digitale Zeitalter zu springen. „Das Land hat mehr Wertkarten als Einwohner“, sagt Nella Hengstler, sieben Jahre lang Österreichs Wirtschaftsdelegierte in Nigerias Hauptstadt Lagos. Als ein prägendes Merkmal sieht sie den enormen Unterschied zwischen Arm und Reich. Rund 60 Prozent der Einwohner leben unter der Armutsgrenze. Zugleich sei auch das Erstarken einer Mittelschicht zu beobachten, die Menschen könnten sich zunehmend mehr Dinge leisten. Auffällig sei auch ein großer Unternehmergeist nach dem Motto „Alles geht“. Dieser „entrepreneurial spirit“halte freilich nicht immer westlichen Anforderungen nach einem stringenten Business-Plan stand. Die Gesamtsituation in Nigeria sieht Hengstler vorsichtig optimistisch. „Es ist nicht so, dass sich nichts verbessern würde“, wenn auch nur langsam. – Wegen seiner hohen Ölvorkommen ist Nigeria ein reiches Land. Die Handelsbilanz mit Österreich fällt daher deutlich zu Gunsten Nigerias aus: Warenimporten von 225,2 Mill. Euro (davon 219 Mill. Erdöl) standen Exporte aus Österreich im Wert von 78,7 Mill. Euro gegenüber. Nach Nigeria lieferte Österreich vor allem Maschinen, Textilien, Energy Drinks sowie Papierprodukte.