Krebspatienten zu spät behandelt
Im Osten Österreichs fehlen Geräte für Strahlentherapie. Der Rechnungshof schreibt nun in einem aktuellen Bericht, dass dadurch Patienten später behandelt werden, als medizinisch verantwortbar ist.
Es sind besorgniserregende Zustände, die nun bekannt wurden: Im Osten Österreichs fehlt es an Geräten für die Strahlentherapie von Krebspatienten. Darauf macht der Rechnungshof in seinem aktuellen Bericht über „Wartezeiten auf ausgewählte Therapien und Eingriffe in Krankenanstalten“aufmerksam. Dies hat vor allem für Patientinnen und Patienten negative Auswirkungen, weil ihre Strahlentherapie später startet, als medizinisch angeraten ist. Die Wartezeit betrug in den untersuchten Krankenhäusern rund zwei Wochen. Wobei die Wartezeit im Rechnungshofbericht als Zeitspanne festgelegt ist, die „zwischen dem aus medizinischer Sicht letztmöglichen ersten Bestrahlungstermin und dem tatsächlichen Bestrahlungsbeginn“definiert ist. Rund die Hälfte aller Patientinnen und Patienten sind betroffen.
Der Obmann der Bundesfachgruppe für Radioonkologie in der Ärztekammer, Primar Robert Hawliczek, sagt, dass bei vielen Krebsarten eine sofortige Bestrahlung notwendig sei. „Bereits die derzeitigen angegebenen Toleranzgrenzen sind ein Kompromiss“, sagt er. Und: Die Menschen würden aufgefordert, zu Vorsorgeuntersuchungen zu gehen, damit Krebs so früh wie möglich erkannt werde, um ihn gut behandeln zu können. Daraus sei ersichtlich, dass man auf die notwendige Strahlentherapie nicht zu lang warten könne. Immerhin sei bei rund 60 Prozent der Krebspatientinnen und -patienten diese Form der Behandlung notwendig.
Derzeit gibt es in Niederösterreich sechs Linearbeschleuniger, mit denen die Strahlentherapie durchgeführt wird. Das entspricht der Anzahl der im Österreichischen Strukturplan vorgesehen Geräte. Damit kann die vorgegebene Versorgungsdichte pro Gerät aber nicht erreicht werden. Gesetzlich festgeschrieben sind pro Gerät zwischen 100.000 und 140.000 Einwohner. In Niederösterreich sind es 219.000 Einwohner, heißt es im Bericht des Rechnungshofes. Laut Primar Hawliczek müsste man die Zahl der Geräte verdoppeln. Wobei es mindestens drei Jahre von der Planung bis zur Inbetriebnahme eines Linearbeschleunigers dauere.
Bei der NÖ Spitalsholding verweist man darauf, dass im aktuellen Strukturplan Gesundheit drei zusätzliche Strahlentherapiegeräte in ihren Krankenanstalten zu errichten seien. Der Standort für diese Geräte sei das Universitätsklinikum Krems. Der erste zusätzliche Linearbeschleuniger wird im Jahr 2022 in Betrieb gehen, die anderen beiden sollen anschließend installiert werden. In der Zwischenzeit wurde eines der bestehenden Geräte durch ein neues, effizienteres ersetzt.
Mit Beginn 2018 wurde außerdem das Personal im Landesklinikum Wiener Neustadt für diesen Bereich aufgestockt, damit die vorhandenen Geräte besser genutzt werden können. Damit seien die Voraussetzungen geschaffen, die Wartezeiten in der Strahlentherapie zu reduzieren, so die niederösterreichische Spitalsholding.