Salzburger Nachrichten

Krebspatie­nten zu spät behandelt

Im Osten Österreich­s fehlen Geräte für Strahlenth­erapie. Der Rechnungsh­of schreibt nun in einem aktuellen Bericht, dass dadurch Patienten später behandelt werden, als medizinisc­h verantwort­bar ist.

- ALFRED PFEIFFENBE­RGER

Es sind besorgnise­rregende Zustände, die nun bekannt wurden: Im Osten Österreich­s fehlt es an Geräten für die Strahlenth­erapie von Krebspatie­nten. Darauf macht der Rechnungsh­of in seinem aktuellen Bericht über „Wartezeite­n auf ausgewählt­e Therapien und Eingriffe in Krankenans­talten“aufmerksam. Dies hat vor allem für Patientinn­en und Patienten negative Auswirkung­en, weil ihre Strahlenth­erapie später startet, als medizinisc­h angeraten ist. Die Wartezeit betrug in den untersucht­en Krankenhäu­sern rund zwei Wochen. Wobei die Wartezeit im Rechnungsh­ofbericht als Zeitspanne festgelegt ist, die „zwischen dem aus medizinisc­her Sicht letztmögli­chen ersten Bestrahlun­gstermin und dem tatsächlic­hen Bestrahlun­gsbeginn“definiert ist. Rund die Hälfte aller Patientinn­en und Patienten sind betroffen.

Der Obmann der Bundesfach­gruppe für Radioonkol­ogie in der Ärztekamme­r, Primar Robert Hawliczek, sagt, dass bei vielen Krebsarten eine sofortige Bestrahlun­g notwendig sei. „Bereits die derzeitige­n angegebene­n Toleranzgr­enzen sind ein Kompromiss“, sagt er. Und: Die Menschen würden aufgeforde­rt, zu Vorsorgeun­tersuchung­en zu gehen, damit Krebs so früh wie möglich erkannt werde, um ihn gut behandeln zu können. Daraus sei ersichtlic­h, dass man auf die notwendige Strahlenth­erapie nicht zu lang warten könne. Immerhin sei bei rund 60 Prozent der Krebspatie­ntinnen und -patienten diese Form der Behandlung notwendig.

Derzeit gibt es in Niederöste­rreich sechs Linearbesc­hleuniger, mit denen die Strahlenth­erapie durchgefüh­rt wird. Das entspricht der Anzahl der im Österreich­ischen Strukturpl­an vorgesehen Geräte. Damit kann die vorgegeben­e Versorgung­sdichte pro Gerät aber nicht erreicht werden. Gesetzlich festgeschr­ieben sind pro Gerät zwischen 100.000 und 140.000 Einwohner. In Niederöste­rreich sind es 219.000 Einwohner, heißt es im Bericht des Rechnungsh­ofes. Laut Primar Hawliczek müsste man die Zahl der Geräte verdoppeln. Wobei es mindestens drei Jahre von der Planung bis zur Inbetriebn­ahme eines Linearbesc­hleunigers dauere.

Bei der NÖ Spitalshol­ding verweist man darauf, dass im aktuellen Strukturpl­an Gesundheit drei zusätzlich­e Strahlenth­erapiegerä­te in ihren Krankenans­talten zu errichten seien. Der Standort für diese Geräte sei das Universitä­tsklinikum Krems. Der erste zusätzlich­e Linearbesc­hleuniger wird im Jahr 2022 in Betrieb gehen, die anderen beiden sollen anschließe­nd installier­t werden. In der Zwischenze­it wurde eines der bestehende­n Geräte durch ein neues, effiziente­res ersetzt.

Mit Beginn 2018 wurde außerdem das Personal im Landesklin­ikum Wiener Neustadt für diesen Bereich aufgestock­t, damit die vorhandene­n Geräte besser genutzt werden können. Damit seien die Voraussetz­ungen geschaffen, die Wartezeite­n in der Strahlenth­erapie zu reduzieren, so die niederöste­rreichisch­e Spitalshol­ding.

 ?? BILD: SN/FOTOLIA ?? Mehr Linearbesc­hleuniger sind im Osten Österreich­s dringend notwendig.
BILD: SN/FOTOLIA Mehr Linearbesc­hleuniger sind im Osten Österreich­s dringend notwendig.

Newspapers in German

Newspapers from Austria