Finanzskandal an der Burg endet mit Vergleich
Das Theater schließt damit ein teures Kapitel ab. Ex-Direktor Hartmann erhält eine Betriebspension.
WIEN. Das Burgtheater und sein ehemaliger Direktor Matthias Hartmann, gegen den alle strafrechtlichen Vorwürfe eingestellt wurden, haben sich auf einen außergerichtlichen Vergleich geeinigt. In einer gemeinsamen Stellungnahme heißt es: „Die Parteien haben sich deshalb darauf verständigt, ihre gegenseitigen Rechtsstreitigkeiten zu beenden und die im März 2014 ausgesprochene fristlose Entlassung in eine einvernehmliche Beendigung umzuwandeln.“
Das bedeutet, dass das Dienstverhältnis des am 11. März 2014 entlassenen Direktors nunmehr einvernehmlich mit 31. August 2014 aufgelöst wurde. Das hat zur Folge, dass der 55-jährige Deutsche nicht nur eine Kündigungsentschädigung erhält, sondern mit Erreichen des Pensionsalters von 65 Jahren auch eine Betriebspension.
Denn die Burg hatte seit seinem Eintritt im Herbst 2009 laufend zehn Prozent seines Gehalts in eine Pensionskasse eingezahlt, insgesamt rund 111.000 Euro. Das Geld wäre bei einer Entlassung nach viereinhalb Jahren Dienstzeit verfallen, da eine Anwartschaft erst mit Herbst 2014, nach fünf Jahren, erworben wird. Ab dem Jahr 2028 bekommt Hartmann eine Burgtheater-Pension von monatlich zwischen 500 und 600 Euro.
Zusätzlich übernimmt die Haftpflichtversicherung der Organe des Burgtheaters den Verdienstentgang Hartmanns durch die ungerechtfertigte Entlassung und bezahlt pauschal einen Betrag zwischen 300.000 und 400.000 Euro.
Das Burgtheater hat im März 2016 einen Schaden in Höhe von knapp 2,5 Millionen Euro errechnet: Rund 1,5 Millionen Euro davon sind Kosten an das Finanzamt wegen vorsätzlicher Steuerhinterziehung, eine Million Euro fielen für Rechtsanwälte und Wirtschaftsprüfer an. Nur einen Teil davon wird die Burg von ihrer Haftpflichtversicherung zurückbekommen. Und zwar werden fahrlässig herbeigeführte Schäden, wie das Kontrollversagen von Aufsichtsrat und kaufmännischer Geschäftsführung, mit weniger als 500.000 Euro ersetzt. Und auch die Haftpflichtversicherung der Wirtschaftsprüfer von PricewaterhouseCoopers (PwC), die die Bilanztricks und schwarzen Kassen jahrelang nicht bemerkt haben, wird an die Burg einen Betrag in ähnlicher Höhe überweisen. Bleiben rund 1,5 Millionen Euro, die das Burgtheater selbst zu tragen hat, abgesehen von den Verlusten aus Inszenierungen und Personalkosten von 15 Mill. Euro, die in der Bilanz rückgestellt werden mussten.
„Mit heutigem Wissensstand hätten die Parteien anders gehandelt“, heißt es in dem gemeinsamen Statement weiter. „Durch das lange Ermittlungsverfahren entstanden auf beiden Seiten finanzielle, zeitliche und persönliche Belastungen, was beide Parteien bedauern.“
Bezüglich der vorsätzlich herbeigeführten Finanzmisere könnte sich die Burg nur an ihrer ehemaligen kaufmännischen Geschäftsführerin Silvia Stantejsky schadlos halten, die wegen Untreue und Bilanzfälschung von der Korruptionsstaatsanwaltschaft angeklagt wurde und sich als Einzige vor dem Strafgericht verantworten muss. Selbst für den Fall, dass Stantejsky rechtskräftig verurteilt werden sollte, wird von ihr kaum etwas zu holen sein. Die Frau hat offiziell kein Einkommen und kein Vermögen, sie lebt in einer Mietwohnung. Sollte die Burg Ansprüche gegen ihre langjährige Mitarbeiterin erheben, würde diese sehr wahrscheinlich Privatkonkurs anmelden.