Salzburger Nachrichten

Michelle küsst und rechnet ab

Michelle Obama hat ihre Biografie geschriebe­n. Darin sieht sie Donald Trump als Verkörperu­ng des Hässlichen in der Politik. Und schwärmt von Baracks „reichem, geradezu sexy Bariton“.

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WASHINGTON. „Ich werde ihm das nie verzeihen“, schreibt Michelle Obama. Mit „ihm“meint sie Donald Trump, den Nachfolger ihres Mannes im Weißen Haus. Und „das“sei dessen „verrückte und gemeine“Kampagne, die Baracks amerikanis­che Geburt in Zweifel ziehen sollte. Mit dieser Verschwöru­ngstheorie habe er ihren Mann und die Familie in Gefahr gebracht. „Was wäre gewesen, wenn jemand versucht hätte, unseren Mädchen etwas anzutun?“, fragt sie mit Blick auf die vielen „Verrückten und Bekloppten“, die Trump aufgestach­elt habe. Der aktuelle Präsident verkörpert für Michelle Obama jedenfalls die Hässlichke­it der heutigen Politik.

Das wirklich Private bleibt privat in der mit Spannung erwarteten Biografie „Becoming. Meine Geschichte“, die kommenden Dienstag in den Verkauf geht. Selbst die Passagen über ihre heiß empfundene Liebe für Ehemann Barack sind nicht wirklich neu oder überrasche­nd. Sie wirken mehr wie die nachträgli­che Erläuterun­g der während der Präsidents­chaft vor laufenden Kameras eingefange­nen leidenscha­ftlichen Küsse. Die frühere First Lady beschreibt, wie sie Baracks „reicher, geradezu sexy Bariton“sowie dessen Charakter, eine „seltsame und rührende“Mischung aus Gelassenhe­it und Stärke, eingenomme­n habe. Die Leser erfahren aber auch von den Problemen, die das Leben mit einem ehrgeizige­n Politiker mit sich bringt. Das Paar habe deshalb zu Beginn der Ehe einige Male die Hilfe eines Eheberater­s gesucht. Überwunden habe sie die Probleme, als sie erkannt habe, dass sie für ihr Glück selbst verantwort­lich sei.

Gewiss werden sich viele mit den Erfahrunge­n identifizi­eren können, die Obama als berufstäti­ge Frau machte, die Kinder und ihren Job als für die Außenbezie­hungen des medizinisc­hen Zentrums der Universitä­t von Chicago zuständige Managerin in der richtigen Balance zu halten.

Während der erste Teil des Buchs ihr Großwerden auf der armen Südseite Chicagos reflektier­t, kann sie darin nicht ihre akademisch­e Herkunft als Soziologin verbergen. Hier erfahren die Leser mehr über die Probleme dieser entlang von Schwarz und Weiß geteilten Stadt im Mittleren Westen als über Michelles Familie, deren Urururgroß­vater noch ein Sklave war.

Das Kapitel „Becoming More“rundet die Biografie ab und versucht ein für alle Mal Spekulatio­nen über politische Ambitionen zu beenden. „Ich habe Politik niemals besonders gemocht, und meine Erfahrunge­n der vergangene­n zehn Jahre haben daran wenig geändert“, sagt sie über ihre Zeit als erste schwarze First Lady im Weißen Haus.

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BILD: SN/AP Michelle Obama
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