„Wir vergraulen Thielemann nicht!“
Die Osterfestspiele Salzburg sollen wieder auf Kurs gebracht werden.
SALZBURG. Prompt reagierte Wilfried Haslauer auf den SN-Bericht vom Freitag. „In keiner Weise wollen wir Herrn Thielemann vergraulen“, versichert der Landeshauptmann. Obgleich er Schwierigkeiten in Verhandlungen über die künftige Intendanz der Osterfestspiele nicht verhehlt, bleibt er beim Resümee: „Wir setzen auf gute Kooperation von Christian Thielemann, Nikolaus Bachler und Staatskapelle Dresden.“Wie berichtet, haben Gesellschafter und Aufsichtsrat den derzeitigen Münchner Opernchef Nikolaus Bachler zum Intendanten der Osterfestspiele ab 2021 nominiert, obwohl Christian Thielemann als künstlerischer Leiter eine Zusammenarbeit mit Bachler als unmöglich erachtet.
Ein weiterer Insider meldete sich am Freitag mit einer Warnung: Wolfgang Danzmayr war bis Oktober als Nominierter der Grünen im Aufsichtsrat der Osterfestspiele. „Es ist Feuer am Dach“, sagt der Komponist und frühere Leiter der Musikabteilung des ORF Salzburg. Er habe sich bisher immer an die Verschwiegenheitspflicht der Aufsichtsräte gehalten, doch da andere diese nun gebrochen hätten, wolle auch er das Geschehene kommentieren. Mit dem in die Öffentlichkeit getragenen Konflikt sei für Christian Thielemann ein Einlenken kaum mehr möglich, stellt Danzmayr fest. Doch dirigierte dieser nicht mehr in Salzburg, wäre dies ein schmerzhafter Verlust. Dieser „großartige Dirigent der ersten Liga“sei äußerst schwer zu ersetzen, vor allem kurzfristig. „Wo kriegen wir in kurzer Zeit einen solchen Zampano her?“
Allerdings hat Christian Thielemann weder im September, als der Aufsichtsrat Nikolaus Bachler als Intendanten empfohlen hat, noch in der von ihm erbetenen Aussprache mit Aufsichtsräten und Gesellschaftern am vorigen Montag seinen Rücktritt in Aussicht gestellt. Auch vom Nichtverlängern seines Vertrags war keine Rede. Ein Grund könnte – neben Prestige und Lukrativität des Salzburger Postens – die Loyalität mit seinem Orchester sein; er ist ja seit 2012 Chefdirigent der Staatskapelle Dresden, mit der er seit 2013 die Osterfestspiele Salzburg gestaltet.
Vertreter der Staatskapelle Dresden haben, wie von mehreren Seiten bestätigt, nachdrücklich für den Verbleib in Salzburg plädiert. Das Engagement bei den von Herbert von Karajan gegründeten Osterfestspielen ist finanziell interessant, es putzt ihr Renommee auf, und es macht den Musikern offensichtlich Freude, wie im „Konzert für Salzburg“oder bei spontanen Auftritten in Salzburger Lokalen deutlich wird. Strafte also Christian Thielemann Salzburg mit seinem Rücktritt, könnte ihn dies auf Konfrontationskurs mit der Staatskapelle Dresden bringen. Positiv betrachtet: Eine Gemeinsamkeit zu Ostern in Salzburg stärkt die Harmonie des Chefs mit seinem Orchester.
Wolfgang Danzmayers „Feuer am Dach“bezieht sich auch auf die Finanzen der Osterfestspiele. Der Kurs der Vorjahre sei „nicht auf Dauer aufrechtzuerhalten“. Zuletzt sei die Finanzierung nur dank Förderverein und mit aufgelösten Prozessrücklagen zu sichern gewesen. „Es war ja ein Riesenglück, dass die Osterfestspiele den Prozess (nach dem Betrugsskandal, Anm.) gewonnen haben.“Zudem kritisiert Danzmayer, dass die Zuwendungen der Karajan-Stiftung als Gesellschafterin nicht konsequent alle Jahre erfolgten, sondern von „Bittgängen“zu Eliette von Karajan abhingen und davon, „ob sie gewogen ist oder nicht“. Hingegen gewährten die anderen Gesellschafter, Stadt, Land und Tourismusfonds, stets eine Ausfallshaftung von bis zu einer Millionen Euro pro Jahr.
Was Michael Berger-Sandhofer, Präsident des Fördervereins, angedeutet hat, bestätigt Wolfgang Danzmayer: Die Mitgliederzahl im Förderverein sei in den Vorjahren geringer geworden (was auf schwindendes Publikumsinteresse hinweist, Anm.). Zudem seien vorgesehene Koproduktionen nicht zustande gekommen, und es mangle an Sponsoren. Das hat Folgen. „Das Budget ist teilweise eine Katastrophe“, sagt Danzmayer und warnt, dass „die finanzielle Decke in naher Zukunft sehr dünn zu werden droht“.
„Wir setzen auf gute Kooperation.“