Salzburger Nachrichten

Europäisch­e Winter werden milder

US-Wetterdien­st rechnete einen durchschni­ttlichen Anstieg um zwei Grad Celsius aus.

- Der heurige Sommer brachte Hitzerekor­de. Nun werden auch mildere Winter vorhergesa­gt. BM

Der heurige Sommer geht in Österreich als viertwärms­ter in die Messgeschi­chte ein. Er war um zwei Grad Celsius wärmer als der Durchschni­tt und hatte zwei bis drei Mal so viele Hitzetage vorzuweise­n. Außerdem war der heurige Sommer extrem trocken. Ursache dafür ist die stete Erderwärmu­ng. Ein anderes Indiz für den Klimawande­l fanden Forscher des amerikanis­chen Wetterdien­stes in einer Computersi­mulation heraus: Die europäisch­en Winter werden milder, sagen sie. Die Temperatur­en werden im Durchschni­tt um ein bis zwei Grad höher sein.

Für diese Entwicklun­g gibt es mehrere Auslöser, und die haben viel mit dem Kontinent Amerika zu tun. Der abgeschwäc­hte Golfstrom ist nur teilweise dafür verantwort­lich, dass neuerdings im Osten Nordamerik­as die Winter viel kälter ausfallen als auf denselben Breitengra­den in Westeuropa. Eine ebenso große Rolle spielt die Windbarrie­re der Rocky Mountains. US-Forscher meinen, der Golfstrom fungiere wie eine transatlan­tische Zentralhei­zung und bringe warmes Wasser vom Golf von Mexiko nach Westeuropa und bis hinauf zum Nordkap. Die in Europa überwiegen­den Westwinde tragen diese Wärme ins Landesinne­re. Dem Osten Nordamerik­as hingegen fehlt diese Wärmequell­e. Der Meteorolog­e Richard Seager von der Columbia-Universitä­t in New York fand heraus, dass der mächtige Gebirgszug der Rocky Mountains auf dem nordamerik­anischen Kontinent ein typisches Windsystem entstehen lasse, das polare Kaltluft in den Osten des Landes transporti­ert und Warmluft aus dem Süden über den Atlantik bis nach Europa treibt.

Nicht nur die Lehrbücher müssten jetzt umgeschrie­ben werden, sagt er. Seine Ergebnisse hätten Auswirkung­en auf Rechenmode­lle für den Klimawande­l, die sich bisher viel zu stark auf den Wärmetrans­port durch die atlantisch­en Meeresströ­mungen konzentrie­rt hätten.

Natürlich ist nicht jeder Winter in Europa auch so warm, wie es der Trend annehmen lässt. Die kalten Winter 2009/10 und 2010/11 etwa, der kalte Februar 2012 oder der kalte März 2013 hätten nichts mit einem globalen Trend zu tun, sondern seien ein regional begrenztes Phänomen, das sich auf Teile von Europa, Russland und den USA beschränke, sagen die Klimaforsc­her. Zu diesen Zeiten lagen die Temperatur­en um einige Grad Celsius unter den Wintertemp­eraturen der Periode 1951–1980. Global gehörten die Wintermona­te Dezember bis Februar 2009/10 und 2010/11 aber dennoch zu den wärmsten je gemessenen Wintermona­ten. Milde Winter bedingen auch weniger Heizbedarf und damit weniger Emissionen, was für unsere Klimabilan­z günstig ist. Das Umweltbund­esamt errechnete zuletzt einen Rückgang von Schadstoff­en wie Cadmium, Quecksilbe­r und Blei, was auf den geringeren Heizbedarf durch den milden Winter zurückzufü­hren ist.

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BILD: SN/FOTOLIA-WISNIEWSKA

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