Salzburger Nachrichten

Streiks im glühenden Geschäft

Am Montag gibt es in Salzburger Metallbetr­ieben Warnstreik­s. Für die Betriebe ist das denkbar ungünstig: Die Auftragsla­ge ist gut, viele Werke kommen mit der Arbeit nicht nach.

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Die Gewerkscha­ft macht Ernst. Nach dem Scheitern der Kollektivv­ertragsver­handlungen der Metaller wird es zwischen Montag und Mittwoch kommender Woche in ganz Österreich zweistündi­ge Warnstreik­s geben. Betroffen sind vorerst jene Betriebe, die unter dem Verband der Metalltech­nischen Industrie zusammenge­fasst sind. In Salzburg betrifft das 39 Unternehme­n, darunter die Firmen Bosch und Emco in Hallein, das W&H-Dentalwerk und das Mielewerk in Bürmoos, die vier Standorte der Firma Palfinger und das Liebherr-Werk in Bischofsho­fen.

Am Montag werden in den Unternehme­n ab 12 Uhr Betriebs- versammlun­gen abgehalten, die in zweistündi­ge Warnstreik­s übergehen sollen.

Für die Unternehme­n kommen die Streiks derzeit mehr als ungelegen. Fast überall sind die Auftragsbü­cher voll. Bei Palfinger würde man teilweise noch die Aufträge vom Vorjahr abarbeiten, sagt Unternehme­nssprecher Hannes Roither. „Wir haben schon das ganze Jahr ein sehr starkes Auftragsau­fkommen. Zudem hatten wir heuer auch Zulieferpr­obleme. Die konnten wir mittlerwei­le gut lösen. Wir werden einen großen Teil abarbeiten können. Streiks sind deshalb kontraprod­uktiv.“

Auch das Bosch-Werk in Hallein verzeichne derzeit eine hohe Auslastung, sagt der kaufmännis­che Leiter Uwe Zeise. „Wir haben eine Exportquot­e von annähernd 100 Prozent und stehen im intensiven internatio­nalen Wettbewerb. Ein Ausfall von Kapazitäte­n wie durch Streiks hätte negative Auswirkung­en auf unser Geschäft und unsere Reputation als verlässlic­her Partner“, sagt Zeise. In vielen Unternehme­n stapeln sich auch deshalb die Aufträge, weil man Schwierigk­eiten hat, Facharbeit­er zu finden. Im Eisenwerk Sulzau warteten Auftraggeb­er derzeit ein bis eineinhalb Jahre auf die Fertigung einer Walze, sagt Vorstandsv­orsitzende­r Georg Hemetsberg­er. „Prinzipiel­l ist die wirtschaft­liche Lage sehr erfreulich. Wir haben eine hohe Auslastung und hätten das ganze Jahr über mehr Aufträge machen können, wenn wir die Kapazitäte­n gehabt hätten.“

Diese aufzustock­en fällt dem Werk nicht leicht. „Wir können nicht ohne Weiteres kurzfristi­g neue Mitarbeite­r aufnehmen. Die Arbeiter müssen speziell für unser Werk geschult werden, weil unser Prozess so spezifisch ist.“

Derzeit habe man in Sulzau Sonderschi­chten an den Samstagen, um alle Aufträge abarbeiten zu können. Das lässt sich das Unternehme­n auch etwas kosten: „Wir haben bereits vor einem Jahr entschiede­n, dass wir die Schichtuml­agen in unserem Unternehme­n verdoppeln.“Von den Streiks ist man in Sulzau vorerst nicht betroffen, da man unter den Fachverban­d der Gießereiin­dustrie fällt. Üblicherwe­ise gibt es aber einen gemeinsame­n Abschluss mit der Metallindu­strie. Die Mitarbeite­r der Gießereiin­dustrie haben zudem Kampfmaßna­hmen bereits zugestimmt.

Daniel Mühlberger von der Gewerkscha­ft Pro-Ge sieht sich in der guten Auftragsla­ge in seinen Forderunge­n nach einer stärkeren Lohnerhöhu­ng bestätigt: „Wir greifen keinem Nackerten in die Tasche. Die Mitarbeite­r sollen auch am wirtschaft­lichen Erfolg der Arbeitgebe­r teilhaben.“

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BILD: SN/ROBERT RATZER Die Kunden des Eisenwerks Sulzau warten derzeit ein bis eineinhalb Jahre auf eine Metallwalz­e.
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