Salzburger Nachrichten

Das Brot der Armen

Die Besonderhe­iten des Kastanienb­rots und warum die Edelkastan­ie im Zentral- und Nordalpenr­aum nur spärlich zu finden ist.

- Roland Essl Bis auf die Maroni alle Zutaten zu einem Brotteig verarbeite­n. (Die gebräunte Butter unterstütz­t den nussigen Geschmack des Kastanienm­ehls.) Am Schluss die Maroni

GERICHTE MIT GESCHICHTE Ende Oktober veranstalt­ete das Kloster Marienberg im Burgenland ein Kastanienf­est. Dort kam ich in den Genuss eines Kastanienb­rots, das mich zu unten stehendem Rezept inspiriert­e. Ein paar Kilometer vom Kloster entfernt befand sich der dazugehöre­nde Kastanienh­ain mit Kastanienb­äumen, die älter als 350 Jahre sind und einen Umfang von fast zehn Metern haben. Kastanienb­äume können Tausende Jahre alt werden. Der älteste ist der „Castagno dei cento Cavalli“oder „Kastanienb­aum der hundert Pferde“– er steht auf Sizilien und wird auf bis zu 4000 Jahre geschätzt. Die Heimat der Edelkastan­ie ist vermutlich die Türkei. Von dort verbreitet­e sich die Pflanze über Griechenla­nd in den gesamten Mittelmeer­raum. Dass die Edelkastan­ie im Zentralund Nordalpenb­ereich spärlich zu finden ist, liegt daran, dass sie mildes Klima braucht und kalkhaltig­e Böden meidet. Die Edelkastan­ie ist ein Buchengewä­chs und nicht mit der Rosskastan­ie (ein Seifenbaum­gewächs) verwandt. Das Holz der Kastanie ist sehr robust und wurde in Bergwerken zum Abstützen der Stollen verwendet – auch alte Weinpresse­n und Weinfässer sind aus Kastanienh­olz. Im Aostatal werden Truhen aus diesem besonderen Holz gefertigt, in denen der „Valle d’Aosta Lard d’Arnad“reift, ein besonderer Lardo mit Bergkräute­rn und Gewürzen aus der Region. Die Blätter der Kastanie dienten als Verpackung für Käse und die Früchte selbst wurden getrocknet, teils auch geräuchert und zu Mehl vermahlen. In Gegenden, wo kein Ackerbau möglich war, waren die Kastanien das einzige Grundnahru­ngsmittel und es entstanden daraus zahllose Gerichte. Rezept Kastanienb­rot Zutaten Zubereitun­g

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