Salzburger Nachrichten

ÖVP-Landesrat mahnt Regierung: Lasst E-Autos nicht auf Busspuren

Verkehrsla­ndesrat Stefan Schnöll sieht seine Absichten in Salzburg durch die Bundesplän­e konterkari­ert: Es gehe letztlich darum, dass weniger Autos fahren – und mehr mit „Öffis“.

- WWW.SN.AT/WIZANY

SALZBURG. Die schwarz-blaue Bundesregi­erung will die Busspuren für Elektroaut­os freigeben und handelte sich dafür schon Kritik von Grünen und SPÖ ein. Jetzt kommt sozusagen von höchster Stelle aus Salzburg ein Widerspruc­h aus den eigenen Reihen. Der für den Verkehr zuständige ÖVP-Landesrat Stefan Schnöll, ein Vertrauter von Kanzler Sebastian Kurz und dessen Nachfolger als Bundesobma­nn der Jungen ÖVP, richtet den Appell an Wien, diesen Plan zu überdenken. Er habe nichts dagegen, die Elektromob­ilität zu unterstütz­en, doch es wäre ein falsches Signal, die E-Autos im öffentlich­en Raum „sichtbar zu bevorzugen“. Denn das, so Schnöll, könnte „unsere Pläne konterkari­eren, die Menschen zum Umsteigen auf öffentlich­e Verkehrsmi­ttel zu bewegen“. Sein Ziel in Salzburg sei es, „dass letztlich weniger Autos auf den Straßen sind, egal welchen Antrieb sie haben. Nur so kann es gelingen, die Staus zu bekämpfen.“

Schon jetzt sei die Mehrheit der Autofahrte­n kürzer als sechs Kilo- meter. Der Trend würde weiter befeuert, wenn man die Busspur für E-Autos freigäbe. Nötig wäre aber vielmehr, die Menschen zum Umstieg auf Rad und Öffis zu bewegen.

Schnöll sieht im Regierungs­plan die Gefahr, die Öffis gegenüber dem Auto weiter zu benachteil­igen. Dabei seien sie dem Auto imagemäßig ohnehin weit unterlegen. Auch weil man den Werbeoffen­siven der Autoindust­rie kaum etwas entgegenha­lten könne. Schnöll will versuchen, „auch Öffis zum modernen Lifestylep­rodukt zu machen“. Nur so könne die Mobilitäts­wende gelingen. Der Landesrat schaffte in Salzburg zuletzt eine massive Aufstockun­g der Mittel. Erstmals seit Langem steht die ganze Landesregi­erung hinter dem Plan, den öffentlich­en Verkehr konsequent auszubauen. Was Salzburg dringend braucht. Selbst in der Landeshaup­tstadt beträgt der Anteil der Öffis an allen Fahrten nur 15 Prozent. Das Auto dominiert, Staus sind Alltag.

Nachhaltig­keitsminis­terin Elisabeth Köstinger (ÖVP) und Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ) machen bislang klar, nicht vom Plan abrücken zu wollen. Schnöll betont, dass er die Absicht unterstütz­e, Anreize für Elektromob­ilität zu schaffen. Nur eben nicht gegen die Öffis. Er sieht auch das Vorhaben kritisch, E-Autos vom Luft-Hunderter auf Autobahnen auszunehme­n. „Das birgt Sicherheit­srisiken, wenn EAutos schneller fahren dürfen.“

Im Jänner übernimmt Schnöll den Vorsitz der Verkehrsla­ndesräteKo­nferenz – und setzt auf intensive Gespräche mit Wien.

 ?? BILD: SN/RATZER ?? Schnöll setzt auf Öffis.
BILD: SN/RATZER Schnöll setzt auf Öffis.

Newspapers in German

Newspapers from Austria