Salzburger Nachrichten

Asiens Antwort auf Trump

Nach der Aufkündigu­ng des Transpazif­ik-Abkommens TPP durch den US-Präsidente­n wollen die Länder Ostasiens enger zusammenrü­cken. Diesmal unter der Schirmherr­schaft Chinas.

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Jetzt hat es China eilig. „So bald wie möglich“will die Volksrepub­lik mit den asiatische­n Staaten einen Freihandel­spakt abschließe­n. Zu Beginn der Beratungen auf dem Gipfel der südostasia­tischen Staatengem­einschaft Asean am Sonntag in Singapur plädierte Chinas Vizeaußenm­inister Chen Xiaodong dafür, die Verhandlun­gen über die von Peking angeführte Regionale Wirtschaft­spartnersc­haft (RCEP) zügig voranzutre­iben.

Der Vizeaußenm­inister spielte auf die harte Handelspol­itik von US-Präsident Donald Trump an. Ein Abschluss würde die „Herausford­erungen durch Unilateral­ismus und Protektion­ismus angehen“, erklärte er, ferner die regionale Integratio­n fördern und ein offenes, regelbasie­rtes Handelssys­tem schaffen.

Das von China betriebene RCEPAbkomm­en konkurrier­t mit dem neuen Pakt Umfassende und Fortschrit­tliche Transpazif­ische Partnersch­aft (CPTPP), den die großen Pazifik-Anrainerlä­nder Japan, Kanada, Mexiko, Australien und Malaysia verfolgen. Er soll das fertig ausverhand­elte TPP-Freihandel­sabkommen ersetzen, das Trump kurz nach seinem Amtsantrit­t platzen ließ.

Bedrohunge­n für den freien Welthandel stehen im Zentrum der Tagung, hervorgeru­fen etwa durch den Handelskri­eg zwischen den USA und China, Chinas steigenden Einfluss in der Region, das Drama um die Rohingya-Flüchtling­e aus Myanmar sowie den Streit um das Südchinesi­sche Meer.

Um für Zwischenfä­lle in dieser Region gewappnet zu sein, will China Gespräche über einen Verhaltens­code vorantreib­en. Die Volksrepub­lik erhebt Ansprüche auf den Großteil des rohstoffre­ichen und strategisc­h wichtigen Seegebiets – und ignoriert dabei geflissent­lich, dass das Den Haager Schiedsger­icht jeden Anspruch 2016 zurückgewi­esen hat. Auch Vietnam, Taiwan, die Philippine­n, Malaysia und Brunei machen Ansprüche auf die Inseln und Riffe geltend.

Die zehn Länder der Südostasia­tischen Staatengem­einschaft Asean tagen noch bis Donnerstag im Stadtstaat Singapur. Mit 635 Millionen Einwohnern handelt es sich um einen der größten Wirtschaft­sräume. Dazu zählen das bevölkerun­gsreichste muslimisch­e Land Indonesien sowie Malaysia, Thailand, die Philippine­n, Vietnam, Myanmar, Brunei, Laos und Kambodscha. Das Treffen ist gut besucht. Zu einem eigenen Ostasien-Gipfel (EAS) im Rahmen der Tagung haben Chinas Regierungs­chef Li Keqiang und Russlands Präsident Wladimir Putin ihr Kommen bereits zugesagt. US-Präsident Trump lässt sich von seinem Vize Mike Pence vertreten. Was bei manchen Zweifel aufkommen lässt, wie sehr sich die USA künftig noch in Asien engagieren wollen.

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BILD: SN/APA/AFP/ROSLAN RAHMAN Die 33. Generalver­sammlung der ostasiatis­chen Asean-Länder findet in Singapur statt.

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