Dortmund beendet die Dauerparty der Bayern
Münchner haben sieben Punkte Rückstand auf die Borussia. Noch nie wurde eine solche Differenz zu diesem Saison-Zeitpunkt aufgeholt.
Auf die Frage nach einer möglichen Wachablösung im deutschen Fußball wollte Mats Hummels nicht taktieren. „Es kann natürlich sein, dass es in diesem Jahr einen anderen Meister gibt“, sagte der Nationalspieler nach dem 2:3 des FC Bayern München im spektakulären Spitzenspiel bei Borussia Dortmund. „Wenn man sieht, wie der BVB spielt und dass er sieben Punkte vorn ist, wäre es arg vermessen, es nicht für realistisch zu halten, dass es in diesem Jahr so kommen könnte“, erklärte der Weltmeister von 2014.
Hummels sprach damit aus, was jedem neutralen Beobachter spätestens in diesen mitreißenden 96 Minuten klar geworden sein musste. Seine Bosse Hasan Salihamidzic und Karl-Heinz Rummenigge schwärmten derweil lieber von einer „tollen Leistung“und „sensationellem Charakter“.
Doch auch sie können die Fakten nicht ignorieren. Im Titelkampf mit dem wiedererstarkten BVB sind die Münchner seit Samstagabend das, als was sie Präsident Uli Hoeneß zuvor schon aus taktischen Gründen bezeichnet hatte: der Außenseiter. Die Statistik zumindest sagt, dass die Bayern einen solchen Rückstand zu einem vergleichbaren Saison-Zeitpunkt bisher nicht mehr aufholen konnten. Zwar beherrschten die Bayern den BVB im hochklassigen Gipfeltreffen, das quasi als Werbespot für die Bundesliga in über 200 Ländern live übertragen wurde, eine Halbzeit lang. Doch dann deckten die Dortmunder die Münchner Schwächen in vielen Bereichen auf. Eine Machtverschiebung deutet sich an.
Vorstandschef Rummenigge empörte sich aber eher über eine unfreiwillige Bierdusche auf der Tribüne nach dem 2:3. Auf den neuerlichen Beweis von fehlenden taktischen Vorgaben oder zumindest ih- rer mangelhaften Umsetzung reagierte er demonstrativ gelassen. „Seit sechs Jahren gab es eine Dauerparty von Bayern München“, sagte er. „Heute hat Dortmund mal wieder die Nase vorn. Das muss man mal akzeptieren. Und bis Weihnachten eine Serie hinlegen.“Doch es knirscht augenscheinlich weiter im BayernGefüge. Torhüter Manuel Neuer fühlte sich jedenfalls von seinen Kollegen häufig im Stich gelassen. „Dortmund hatte viel mehr als drei Chancen“, sagte Neuer. „Es hat immer wieder gebrannt.“