Salzburger Nachrichten

Gesucht: Ein streitbare­r Anwalt für die Natur

Wolfgang Wiener bewirbt sich erneut als Landesumwe­ltanwalt. Diejenigen, die ihn loswerden wollen, haben lange auf diesen Moment gewartet.

- HEIDI HUBER

SALZBURG. In den kommenden zwei Wochen wird das Land Salzburg die Position an der Spitze der Landesumwe­ltanwaltsc­haft öffentlich ausschreib­en. Wolfgang Wiener, der seit 20 Jahren im Amt ist, wird nicht automatisc­h um weitere fünf Jahre verlängert. Der 61-Jährige will gern bleiben – ist aber von der Landesregi­erung abhängig, die den Umweltanwa­lt bestellt.

Doch Wiener ist vor allem der ÖVP ein Dorn im Auge. In den vergangene­n fünf Jahren hat er in den Augen der Volksparte­i mehrfach den Bogen überspannt. Bei der Diskussion zum neuen Naturschut­zgesetz warf der Biologe der Landesregi­erung Käuflichke­it vor. Daraufhin platzte selbst Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer (ÖVP) der Kragen. „Ich habe erhebliche Zweifel daran, ob Sie mit dieser Vorgangswe­ise als Landesumwe­ltanwalt geeignet und tragbar sind“, sagte Haslauer im Oktober 2016.

Auch LH-Vize Christian Stöckl stellte den Landesumwe­ltanwalt bereits öffentlich infrage. Als es 2015 um die Erweiterun­g von Maco in der Alpenstraß­e ging, fragte Stöckl in Hinblick auf die Landesumwe­ltanwaltsc­haft, wie lange man sich die Verhinderu­ngspolitik noch gefallen lassen könne. Das Land habe ja eine Umweltschu­tzabteilun­g. Da brauche es nicht die Doppelglei­sigkeit mit der Landesumwe­ltanwaltsc­haft.

Hinzu kommt, dass Wiener bei der Erweiterun­g der Mönchsberg­garage seit Jahren dazwischen­funkt und Entscheidu­ngen bis zum Höchstgeri­cht treibt. Auch das missfällt der ÖVP gewaltig. Zuletzt machte Wiener heuer auf sich aufmerksam, als er Großgrundb­esitzer Max Mayr Melnhof anzeigte.

Wiener hat mittlerwei­le aber auch bei den Grünen intern den Rückhalt verloren. LH-Stv. Heinrich Schellhorn, in dessen Ressortzus­tändigkeit die Ausschreib­ung nun fällt, sagt: „Wir haben uns darauf geeinigt, die Position auszuschre­iben. Denn es gibt von außen Unzufriede­nheit mit der Amtsführun­g. Daher ist eine Ausschreib­ung logisch. Das handhabe ich aber im Kulturbere­ich genauso, wenn ein Geschäftsf­ührer umstritten ist.“LH Wilfried Haslauer (ÖVP) will sich nicht weiter dazu äußern. „Jetzt wird ausgeschri­eben, dann wird beurteilt.“Dem Vernehmen nach dürfte Haslauer Schellhorn aber bereits zwei Namen aus der Verwaltung genannt haben, die ihm geeigneter erscheinen sollen als Wolfgang Wiener. Schellhorn seinerseit­s soll sich in der relativ überschaub­aren Szene der Naturschüt­zer in Salzburg bereits umgehört haben, wer Interesse hat, den „Reibebaum“in Sachen Umweltschu­tz abzugeben.

Ex-Grünen-Chefin Astrid Rössler, die nach dem Verlust der Grünen bei der Wahl im April zurückgetr­eten ist, hat bereits abgewinkt. Sie werde sich nicht bewerben. Rössler war zehn Jahre lang bis 2000 als Juristin in der Landesumwe­ltanwaltsc­haft tätig. Derzeit unterricht­et sie 29 Studenten des internatio­nalen Lehrgangs zum Thema Ökologie und nachhaltig­e Entwicklun­g an der Tourismuss­chule Kleßheim.

Wiener selbst sagt, er warte auf die Ausschreib­ung und bewerbe sich wieder. „Dann schau-

Dem Landeshaup­tmann platzte schon der Kragen

en wir mal.“Dass er bei ÖVP und Grünen umstritten ist, weiß er. „Ich habe mit Heinrich Schellhorn an und für sich ein gutes Verhältnis. Aber politische Unterstütz­ung ist in meinem Fall immer selten, ganz egal, um welche Partei es sich handelt.“Die Zeiten für einen Umweltanwa­lt seien jedenfalls „extrem spannend“, nicht nur, weil im Bund heftig an der Institutio­n gesägt werde. Auch thematisch sei einiges zu tun. „Es gibt eine Reihe von Natura-2000-Gebieten, die jetzt nachnomini­ert werden. Auch die Aarhus-Konvention wird jetzt umgesetzt.“

Die geplante Erweiterun­g der Mönchsberg­garage sei mitunter das mühsamste Verfahren, sagt Wiener. „Weil aufgrund der Verkehrssi­tuation zusätzlich­e Parkplätze in der Innenstadt das falsche Signal sind.“Zu den größten Verfahren zählt in den kommenden Jahren auch die Bahn-Ausbaustre­cke zwischen Köstendorf und Kasern mit einem 20 Kilometer langen Tunnel. Daneben gibt es etliche große Skilifterw­eiterungen, die die Umweltanwa­ltschaft beschäftig­en.

Was Wiener noch vorhat, sollte er seine fünfte Amtszeit antreten dürfen: „Wir müssen im Naturschut­zbereich schauen, dass wir die Landwirtsc­haft wieder ins Boot holen und zumindest kleinere Schutzgebi­ete mit bedrohten Tier- und Pflanzenar­ten erhalten werden.“

Wiener politisch loszuwerde­n funktionie­rt außerdem nur bedingt. Die Landesregi­erung kann ihn bestenfall­s von der Spitze der Umweltanwa­ltschaft verdrängen. Der 61-Jährige würde im Falle einer gescheiter­ten Bewerbung weiterhin dem Team der LUA als Mitarbeite­r angehören.

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BILD: SN/ROBERT RATZER Wolfgang Wiener ist seit 20 Jahren Landesumwe­ltanwalt. Fünf weitere wäre er es gern noch.
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