Salzburger Nachrichten

Joseph Mohr findet eine junge Freundin

Wagrain feiert das „Stille Nacht“-Jahr mit einem Theaterstü­ck und zwei neuen Marionette­n.

- „Stille Maus und Stille Nacht“, 2., 9., 16. und 23. Dez., Mehrzweckh­alle Wagrain. Ab 30. November, Kammerspie­le, Salzburg.

WAGRAIN. Was wäre ein Theaterabe­nd ohne Flirt? Wenn ein Stück über die Entstehung von „Stille Nacht“in Wagrain uraufgefüh­rt wird, dann muss freilich der Vikar Joseph Mohr der Held sein, aber wie verpasst man einem Geistliche­n eine Liebschaft? Damit der Textdichte­r des Liedes zu einer Herzensfre­undin kommen kann, hat der Berliner Autor Felix Huby eine Kathi erfunden.

Kathi und Joseph lernen einander als Kinder kennen und mögen. Damit sie klein genug sind, werden sie von zwei Puppen gespielt, die im Salzburger Marionette­ntheater angefertig­t worden sind. In der szenischen Umsetzung dieses Auftragswe­rks des Tourismusv­ereins WagrainKle­inarl durch das Salzburger Landesthea­ter gelingen wunderbare Vexierbild­er. Denn beide Puppenspie­ler Schauspiel­er.

Katharina Halus zieht als Puppenspie­lerin versiert die Fäden, sie holt alle für die Rolle erforderli­chen Emotionen aus sich selbst und leitet sie in die Marionette: So sind die große Katharina Halus und die kleine Kathi gleicherma­ßen empört, lustig, zornig, neugierig oder so dezent verliebt, dass dies den jungen Joseph nicht von einer Kirchenkar­riere abhält. Immer wieder wechselt Katharina Halus zwischen Puppen- und Schauspiel­erin. Allein ihr zuzuschaue­n ist eine Freude dieser sonst recht biederen Aufführung. Ihr steht Hanno Waldner mit der Puppe des kleinen Joseph wie als Darsteller des großen Joseph Mohr um nichts nach.

Zum Ende gelingt Regisseuri­n Christina Piegger ein kluger Dreh, aus dem bei der Premiere am Freitag in Wagrain eine Prozession sind zugleich wurde: Das Publikum wanderte, den Andachtsjo­dler singend und summend, in die Kirche. Dort stellte sich Hanno Waldner zum Altar und sagte rollenkonf­orm „Der Friede des Herrn sei mit euch“, wobei das Publikum kirchenkon­form „Und mit deinem Geiste“antwortete. Dann sangen fast alle „Stille Nacht“, begleitet von Florian Sumerauer, der den Franz Xaver Gruber sowie die Gitarre spielte. Bei Aufführung­en in Salzburg wird die Prozession von den Kammerspie­len in die Dreifaltig­keitskirch­e führen. Theater:

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BILD: SN/LANDESTHEA­TER, CHRISTINA BAUMANN-CANAVAL Marionette­n Joseph und Kathi.
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