Salzburger Nachrichten

Im Maserati durch ein Armenhaus

Am Wochenende findet der Jahresgipf­el der Asiatisch-Pazifische­n Wirtschaft­sgemeinsch­aft (APEC) statt. Mit Papua-Neuguinea richtet diesmal jenes Mitglied das opulente Treffen aus, das es sich am wenigsten leisten kann.

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In Papua-Neuguinea mangelt es praktisch an allem – an Medikament­en, einem adäquaten Schulwesen Infrastruk­tur und persönlich­er Sicherheit. Trotzdem scheut das Land keine Kosten und Mühen, um die Teilnehmer des APEC-Gipfels zu beeindruck­en.

Mangels Hotels werden viele Teilnehmer auf drei Kreuzfahrt­schiffen übernachte­n, die in der Hauptstadt Port Moresby angedockt sind. Für den Transport zwischen den Austragung­sorten wurde eigens eine Flotte an Luxusautos importiert. 40 Maseratis und Bentleys wurden in die bergige Pazifiknat­ion, in der es kaum Straßen gibt, eingefloge­n. Sie seien aber bereits „wie warme Semmeln“kostendeck­end an den Privatsekt­or verkauft worden, versuchte die Regierung jegliche Kritik im Keim zu ersticken.

Kritik kam trotzdem, auch von der Katholisch­en Bischofsko­nferenz: „Wir teilen die Besorgnis vieler über die enorme Menge unserer begrenzten Ressourcen, die für die Veranstalt­ung ausgegeben wird“, sagte Bischof Rochus Tatamai.

Politische­s Hauptthema des Gipfels werden die Spannungen zwischen China und den USA sein. Wobei die USA nicht durch Präsident Donald Trump, sondern durch seinen Vize Mike Pence vertreten sind. Er wird mit seinem Gefolge jeden Tag aus Queensland­s in Australien nach Papua-Neuguinea fliegen.

Generell werden die Gipfel-Teilnehmer wenig von Land und Leuten mitbekomme­n. Sollte ein Politiker eine Tour durch die Hauptstadt unternehme­n, würde er eine weit verstreute Ansammlung von Baracken, Straßenmär­kten und schließlic­h gehobenere­n Gebäuden am Meer sehen, umgeben von schroffen Hügeln. Viele Bewohner haben weder fließendes Wasser noch Strom. Anders die lokale Elite und Ausländer, die hinter hohen Mauern leben, von bewaffnete­n Wachen geschützt.

Port Moresby gilt als eine der unsicherst­en Städte der Welt. Botschafte­n warnen ihre Bürger davor, ihr Hotel bei Dunkelheit zu verlassen, schon gar nicht ohne bewaffnete Begleitung. Am Wochenende wäre vermutlich die sicherste Zeit, um sich hier aufzuhalte­n. Für den Schutz der rund 12.000 Gipfelbesu­cher wird die Stadt von rund 4000 Sicherheit­skräften geschützt. Die meisten kommen aus Australien und Neuseeland, ausgerüste­t mit Kampfflugz­eugen, Kriegsschi­ffen, Marine-Patrouille­nbooten und Spezialein­heiten.

Schon 2015 schätzte der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF), dass die Austragung­skosten für den Gipfel rund eine Milliarde Dollar verschling­en werden. Eine Summe, die zum größten Teil von der ehemaligen Kolonialma­cht Australien, China und anderen Nationen übernommen wird, ohne dass Port Moresby in Zukunft aber sicherer oder investitio­nsfreundli­cher würde.

Im Gegenteil: Das eigens für den Gipfel entworfene APEC-Haus, das vom australisc­hen Architektu­rbüro Conrad Gargett auf einer künstlich angelegten Insel gebaut wurde, hat das Öl- und Gasunterne­hmen Oil Search finanziert. Es betreibt alle Ölfelder des Landes und erhielt für den Bau Steuerguts­chriften, was für Papua-Neuguinea fortan geringere Steuereinn­ahmen bedeutet.

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