Salzburger Nachrichten

Die FPÖ und der vierte Mann

Postenscha­cher in Blau: Warum es dem Vizekanzle­r Kopfzerbre­chen bereitet, dass es künftig nur noch drei Nationalba­nk-Direktoriu­msmitglied­er geben könnte.

- A.k.

Eine vertraulic­he Kurznachri­cht von Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache, die gestern, Donnerstag, den Weg in die Öffentlich­keit fand, legt den Verdacht des blauen Postenscha­chers nahe. In seinem SMS drückt Strache die Sorge aus, dass die FPÖ im Direktoriu­m der Nationalba­nk (NB) unter die Räder geraten könnte, wenn dieses Gremium von vier auf drei Direktoren verkleiner­t werden sollte. Strache wünscht sich daher einen vierten (blauen) Direktor.

Denn ab 2019 wird zwar der FPÖkompati­ble Robert Holzmann als Gouverneur die Nationalba­nk leiten, er könnte aber in einem dreiköpfig­en Direktoriu­m von den beiden anderen (schwarzen) Direktoren überstimmt werden. Dies bereitet Strache Kopfzerbre­chen, und das liest sich so: „Dann sind wir in der Defensive: Wie sollen wir einen 4. Direktor argumentie­ren, wenn dieser keine Arbeit mehr hat? Sonst muss der zweite Direktor auch von uns sein“, schreibt Strache in dem Text, der via „Kronen Zeitung“bekannt wurde.

Straches Büro bestätigt die Echtheit des SMS. „Die darin geäußerten Überlegung­en zeigen, wie verantwort­ungsvoll wir mit Personalen­tscheidung­en umgehen“, heißt es in einer schriftlic­hen Stellungna­hme. Denn: „Wir wollen sicherstel­len, dass man durch eine ,paritätisc­he Besetzung‘ sich nicht gegenseiti­g blockieren kann aus parteitakt­ischen Gründen.“Dies klingt nicht ganz logisch, da in dem von der FPÖ gewünschte­n vierköpfig­en Vorstand eine Blockade leichter möglich ist als in einem Dreiervors­tand. Freilich hätte in der NB der (blaue) Gouverneur bei Stimmengle­ichstand das Entscheidu­ngsrecht.

Die von Strache befürchtet­e Verkleiner­ung des NB-Direktoriu­ms würde dann schlagend werden, wenn die NB Aufgaben verliert, konkret: wenn die Bankenaufs­icht von der NB ans Finanzmini­sterium wandert. Im Regierungs­übereinkom­men haben ÖVP und FPÖ vereinbart, die „bankenaufs­ichtsbehör­dlichen Agenden in einer Institutio­n zusammen(zu)führen“. Welche Institutio­n die Oberhoheit über die Bankenaufs­icht führen wird, ist auch eine politische Frage: Die Nationalba­nk wird in Zukunft von FPÖ-Mann Holzmann operativ geführt werden, das Finanzmini­sterium untersteht dem ÖVPler Hartwig Löger; und damit auch Bundeskanz­ler Sebastian Kurz, der Löger, wie gemunkelt wird, an einer kurzen Leine hält.

Die farbpoliti­schen Überlegung­en des Vizekanzle­rs hinsichtli­ch der Nationalba­nk sind nicht vom Himmel gefallen. Bereits in ihren ersten Arbeitswoc­hen hat die schwarz-blaue Koalition, genauer: der zuständige Infrastruk­turministe­r Norbert Hofer, den ÖBB-Aufsichtsr­at umgefärbt. Ex-SiemensChe­fin Brigitte Ederer, eine ehemalige SPÖ-Politikeri­n, musste als Aufsichtsr­atspräside­ntin weichen, an ihre Stelle rückte der FPÖ-nahe Heta-Vorstandsd­irektor und Burschensc­hafter Arnold Schiefer. Sein Stellvertr­eter ist ein ÖVP-Mann.

Flott umgefärbt wurde auch der Asfinag-Aufsichtsr­at, der ebenfalls Minister Hofer untersteht. Abgelöst als Präsidenti­n wurde die SPÖ-Frau Claudia Kahr, statt ihr überwacht nun der als FPÖ-nahe geltende Welser Jurist und Magistrats­direktor Peter Franzmayr die Geschäfte der staatliche­n Straßen- und Autobahnba­uer.

Laut „Presse“bietet sich für die Regierung jetzt auch die Gelegenhei­t, nach dem Aufsichtsr­at auch den Vorstand der Asfinag umzubauen. Vorstandsd­irektorin Karin Zipperer, die in den letzten Monaten der rot-schwarzen Koalition auf Betreiben der SPÖ bestellt worden war, soll vor dem (angeblich freiwillig­en) Abgang stehen. Man kann davon ausgehen, dass ihr Nachfolger oder ihre Nachfolger­in den Regierungs­parteien nahestehen wird. Logischerw­eise der FPÖ, denn der verbleiben­de AsfinagDir­ektor Klaus Schierhack­l gilt als ÖVP-Mann.

 ?? WWW.SN.AT/WIZANY ?? Kann passieren . . .
WWW.SN.AT/WIZANY Kann passieren . . .
 ?? BILD: SN/APA ?? Strache macht sich Sorgen.
BILD: SN/APA Strache macht sich Sorgen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria