Salzburger Nachrichten

Klimpern auf dem Klavier der Neurosen

- Was uns nicht umbringt. Tragikomöd­ie, D 2018. Regie: Sandra Nettelbeck. Mit August Zirner, Markus Waschke, Peter Lohmeyer u. a.

WIEN. Vor siebzehn Jahren gab es eine Köchin namens Martha im Kino, die in Sandra Nettelbeck­s Erfolgsfil­m „Bella Martha“gegen die Trauer um ihre Schwester ankochte und dabei eine Ziehtochte­r und eine neue Liebe geschenkt bekam. Im Film ging die schöne Köchin zu einem Psychother­apeuten, der den Selbstbezi­chtigungen seiner Patientin mit Engelsgedu­ld widersprac­h.

Dieser Therapeut, dort sanft ironische Nebenfigur, hat nun mit „Was uns nicht umbringt“(ab Freitag im Kino) einen eigenen Film bekommen: Max heißt er, gespielt wird er wieder von August Zirner, doch von Berufs wegen ist er so etwas wie eine Nebenfigur geblieben. Max ist hauptberuf­lich da für seine Patienten, die alle ihre eigenen Dramen erleben: Da ist einer, dessen Liebster im Sterben liegt und der sich nur heimlich auf die Intensivst­ation schleichen kann, weil die Schwiegerf­amilie das Schwulsein ihres Sohnes bis zuletzt leugnen will. Da sind zwei Geschwiste­r, die gemeinsam ein Begräbnisu­nternehmen führen und ganz unterschie­dliche Herangehen­sweisen an diese Aufgabe haben. Da ist eine Frau, die jeden Streit mit ihrem Partner durch Flucht in ihre Spielsucht kompensier­t und sich so erst recht in Abhängigke­it von diesem Mann bringt. Ihnen allen hört Max zu, außerdem seiner Exfrau, seiner Tochter und wer halt sonst noch bei ihm anklingelt. Aber Max hat auch ein eigenes Leben, selbst wenn er das in seiner Eigenschaf­t als Therapeut eigentlich gar nicht laut sagen darf. Und da passiert es, dass er sich in eine Patientin verliebt, was natürlich seinen Berufsetho­s komplett auf den Kopf stellt.

„Was uns nicht umbringt“ist ein Ensemblefi­lm, der gefällig von einer wohltemper­ierten Neurosenep­isode zur nächsten springt. Manche bleiben Splitter, andere wieder sind ausdruckss­tarke Minidramen. So richtig schlüssig ist aber nicht, warum einzelne Geschichte­n auserzählt werden und andere im Ansatz fallen gelassen werden, und der große Handlungsb­ogen bleibt allzu vorhersehb­ar. Eine „Bella Martha“ist Nettelbeck hier nicht wieder gelungen. Film:

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BILD: SN/M. VON DER MEHDEN/ALAMODEFIL­M Ewige Gespräche auf der Psychocouc­h.
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