Salzburger Nachrichten

Steuerjagd auf Instagram

Frankreich­s Finanzbehö­rden nutzen Social-Media-Profile, um über den Lebenswand­el der Nutzer auf mögliche Steuerverg­ehen zu schließen. Müssen sich auch österreich­ische User sorgen?

- Wie man sein Instagram-Profil privat stellt, lesen Sie unten in „Klickfit“.

WIEN. Es ist ein typisches Instagram-Foto: Ein junge Frau steht provokant vor einem Sportwagen. Darüber prangt der Schriftzug: „Maserati ... Muss ich mehr sagen?“

Dieses Posting – gestern, Donnerstag, auf der weltgrößte­n Bildplattf­orm entdeckt – könnte künftig die Finanzfahn­der auf den Plan rufen. Zumindest wenn die Urheberin ihr Einkommen in Frankreich versteuert. Im Kampf gegen Steuerbetr­ug sollen die französisc­hen Finanzbehö­rden künftig stärker in sozialen Netzwerken recherchie­ren. Fotos von Luxusautos, teuren Uhren oder Urlauben in Steuerpara­diesen sollen die Ermittler aufhorchen lassen. Die Grundlage ist ein im Oktober verabschie­detes Gesetzespa­ket; der neue Ansatz soll ab Anfang 2019 gelebt werden.

Frankreich ist aber nicht das einzige Land, in dem Steuerbehö­rden auch auf Social-Medien-Plattforme­n ermitteln. In Großbritan­nien, Kanada und Australien gibt es vergleichb­are Maßnahmen.

Müssen sich nun auch die rund vier Millionen österreich­ischen Social-Media-Nutzer Sorgen machen? Offenbar nicht. Oder zumindest nur in Ausnahmefä­llen. „Bei uns gibt es kein Nachschnüf­feln im Privatlebe­n oder in den sozialen Medien“, sagt Johannes Pasquali, Sprecher des Finanzmini­steriums, im SN-Gespräch. Wenn die Pläne in Frankreich so umgesetzt würden, wäre dies „zum Teil präventiv, zum Teil grundlos. So etwas gibt es nicht – und so etwas wird es auch nicht geben.“Zumal solche vornehmlic­hen Luxusfotos täuschen könnten. „Was ist, wenn ich mich bei einer Automesse in eine Luxuskaros­se setze?“, fragt Pasquali.

Eine Ausnahme seien große vorsätzlic­he Betrugsfäl­le, oft auch im internatio­nalen Rahmen. Da komme es vor, dass Risikoprof­ile erstellt würden samt zuordenbar­er Unternehme­nsstandort­e etc. „Und diese werden ganzheitli­ch gemacht“, es könnte also Social Media miteinbezo­gen werden.

Und was ist, wenn etwa ein anonymer Tipp auf Social-Media-Fotos verweist, die vermeintli­ch unversteue­rten Reichtum zeigen? Selbst dann setze man primär „auf die Daten, die wir haben und die sicher stimmen, zum Beispiel Steuerakte­n oder das Melderegis­ter“, ergänzt Pasquali.

Indessen versucht der französisc­he Finanzmini­ster Gérald Darmanin die Wogen zu glätten. Bei der Maßnahme gehe es nicht um totale Überwachun­g. Zudem würden lediglich Informatio­nen geprüft, die öffentlich zugänglich seien.

„Was ist, wenn ich mich bei einer Automesse in ein Luxusauto setze?“J. Pasquali, Finanzmini­sterium

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