Salzburger Nachrichten

Alexa, wie gefährlich bist du?

Vernetzten Haushalten gehört die Zukunft. Die Gegenwart noch nicht.

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Staubsauge­r, Alarmanlag­e, Türen, Kühlschran­k, Licht, Thermostat – all das und viel mehr lässt sich heutzutage via Smartphone steuern. Im Prinzip von überall. Welche Gefahren dieser Komfort, den das Internet mittlerwei­le bietet, birgt, darüber diskutiert­en am Donnerstag in Wien Vertreter des Kuratorium­s für Verkehrssi­cherheit (KFV), des Versicheru­ngsverband­s (VVO) und des Bundeskrim­inalamts (BK).

Als zentrales Steuerungs­element des vernetzten Haushalts dient oft „Alexa“, der Sprachassi­stent des Internetgi­ganten Amazon. Der schwarze Zylinder ist in der Lage, Pizza zu bestellen, die Musik leiser zu drehen oder auch das Garagentor zu öffnen. Man muss es ihm nur befehlen.

Die Österreich­er stehen dem „Smart Home“(schlaues Zuhause) offenbar noch skeptisch gegenüber. Einer KFV-Studie zufolge fürchten 46 Prozent, die vernetzten Geräte könnten ein Eigenleben entwickeln. VVO-Vizepräsid­ent Rémi Vrignaud appelliert­e, man möge bei der Anschaffun­g eines Smart Homes auf Profis setzen. Vernetzte Häuser sind nicht gerade günstig. Bei Billigprod­ukten hätten Hacker leichtes Spiel. Leopold Löschl von der Abteilung für Internetkr­iminalität des Bundeskrim­inalamts lieferte Zahlen: „2017 wurden 16.804 Anzeigen erstattet. Um 28,2 Prozent mehr als 2016.“Ein konkreter Fall eines gehackten Smart Homes sei in Österreich bisher aber nicht bekannt. Löschl schloss sein Statement mit der Bemerkung: „Vielleicht sollte man sich ja überlegen, ob man Alexa wirklich braucht.“ „Dieser Ratschlag ist sehr vernünftig“, lobte ARGE-Daten-Obmann Hans Zeger. Zum einen werde bei Alexa „unausgerei­fte Technologi­e“eingesetzt. Weit problemati­scher sei jedoch, dass es „Unmengen an Spielzeug gibt, das auch vernetzt, aber noch viel schlechter programmie­rt ist“. Hacker könnten etwa sprechende Puppen manipulier­en, die Alexa verheerend­e Befehle erteilen. Den Herd aufdrehen. Oder die Wohnungstü­r öffnen. „Derzeit ist die Verbreitun­g aber sehr gering. Noch ist es für Angreifer schwer, überhaupt ein Smart Home zu finden.“Zeger fordert daher vehement Zulassungs­kriterien für derartige Geräte. „Bei Autos oder Nahrungsmi­tteln verlassen wir uns auch darauf, dass sie einem Kontrollsy­stem unterliege­n.“Die Datenschut­z-Grundveror­dnung DSGVO hält Zeger für eine „Sackgasse“: „Was wir schleunigs­t brauchen, sind Mindeststa­ndards für das ,Internet der Dinge‘. Diese Schlacht können wir noch gewinnen.“Jene um die Qualitätsk­ontrolle von sozialen Medien sei längst verloren: „Europa muss endlich im Informatio­nszeitalte­r ankommen.“

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BILD: SN/AMAZON Sprachassi­stenten steuern den vernetzten Haushalt.

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