Skifahren über den Wolken
Gletscherskigebiete sind heute mehr als nur Trainingspisten für Profis. Immer mehr Genussskifahrer zieht es nach ganz oben – erst recht, wenn der Winter im Tal auf sich warten lässt.
KAPRUN. Es war ein Winter, der ähnlich begonnen hatte wie dieser. Der Start in die Skisaison 2014/15 war geprägt von nervenaufreibender Schneearmut. Die Weihnachtsurlauber gingen zum Wandern in die Berge, anstatt die Ski anzuschnallen. Oder man schloss sich der Masse an und suchte in den Gletscherskigebieten den Winter.
Im Schnitt 9000 Besucher pro Tag zählte man damals auf dem Kitzsteinhorn in Kaprun. Der schneearme Winterstart im Tal sorgte rund um den 3000er für ein Gästeplus von 40 Prozent im Vergleich zu vorangegangenen Wintern. Noch intensiver fiel der Ansturm in der Saison 2002/03 aus. Erst nach Neujahr kamen Kälte und Schnee. Und am Kitzsteinhorn knackte man den bisherigen Tagesrekord von mehr als 12.000 Gästen. „Wir mussten eine Kontingentierung einführen, um den Gästestrom zu regulieren“, erzählt Gletscherbahnen-Chef Norbert Karlsböck. „Wir sind gerüstet, wenn unten der Schnee auf sich warten lässt.“Viel frischen Naturschnee hat man allerdings auch auf dem Kitzsteinhorn derzeit noch nicht. Aufgrund der Höhenlage aber konnte man schon recht ordentlich beschneien – zumindest die Pisten oberhalb von 2500 Metern. Zudem legt man seit einigen Jahren auch Schneedepots an. Täglich bis zu 3000 Skifahrer tummeln sich derzeit auf dem Gletscher, am Wochenende steigt die Zahl auf 6000. Karlsböck ist zuversichtlich, dass man bald auch die jetzt noch geschlossenen Liftanlagen unterhalb von 2500 Metern aufsperren wird können. „Ab dem Wochenende wird es kälter, dann können wir auch dort beschneien.“
Schon bis zu einem Meter Neuschnee ist auf dem Mölltaler Gletscher in Kärnten gefallen. Die feuchte Südströmung brachte zuletzt Niederschlag. Trotzdem habe man auch Schnee gemacht, erklärt die Eigentümervertreterin der Gletscherbahnen, Martha Schulz. Die Anforderungen der Skifahrer nach perfekten Bedingungen seien gestiegen, „mit einer Piste ohne mechanischen Schnee ist kein Gast mehr zufrieden“. Über Besucherzahlen spricht man im kleinen Gletscherskigebiet mit neun Liften und 17,4 Pistenkilometern nicht. Man sei derzeit aber besser besucht als im letzten Jahr. „Es kommen schon viele, die sich einen Gusto auf den Skiwinter holen wollen“, sagt Schulz. Sie ist zuversichtlich: „Ende November wird’s auch was mit dem Schneefall weiter unten.“Alles, was im Ski- und Wintertourismus schon vor dem 10. Dezember funktioniere, sei „das Sahnehäubchen“.
Die Hintertuxer Gletscherbahnen in Tirol haben als Österreichs einziges Skigebiet das ganze Jahr über geöffnet. Der Andrang im Herbst habe wegen des schönen Wanderwetters zwar etwas später begonnen als sonst, heißt es dort, mittlerweile aber habe man 15 der 21 Lifte geöffnet und biete 40 Pistenkilometer. Selbst im Winter aber kann man auf dem Hintertuxer Gletscher auch dem Sommersport frönen. Auf dem Gletschersee, den man vor zwei Jahren im Natureispalast entdeckte, kann man sich auch im Dezember dem Stand-up-Paddling widmen. „Ein Spaß von unter zehn Minuten inklusive Fotoshooting“, erklärt Sarah Moser von den Gletscherbahnen. Ganz Hartgesottene können im knapp über null Grad kalten Wasser auch eine Runde schwimmen.
„Rekord sind 12.000 Tagesgäste.“